Warum wird es höchste Zeit, dass sich die Kirche auf einen Reformprozess einlässt?

Die Botschaft ist schlicht: Noch haben wir die Chance, unsere Kirche zu gestalten. Wenn wir das nicht machen, wird etwas uns gestalten, ob wir wollen oder nicht – nämlich veränderte Rahmenbedingungen wie Personal- und Mitgliederentwicklungen.

Also geht es darum zu entscheiden, wo künftig die Gelder hinfließen?

Wir müssen eine Debatte über Inhalte führen. Über das, was uns in Kirche und Gemeinde wirklich umtreibt, beschäftigt und erfüllt. Das ist der Impuls von PuK und diese Debatte macht weitaus mehr Freude, als sich nur über Ressourcenverteilung zu streiten.

Warum ist es so wichtig, kirchliche Berufe neu zu definieren?

In dem bestehenden System mit immer weniger Leuten und immer mehr Zuständigkeiten ist es schwierig, den Betrieb am Leben zu erhalten. Damit sich die Berufsbilder zum Positiven verändern, müssen wir die eigentlichen Aufgaben eines Pfarrers oder einer Kindergarten-Leiterin identifizieren und entscheiden, welche Aufgaben anderen Fachleuten übertragen werden können. Mit diesen Entlastungen können kirchliche Berufe wieder attraktiver werden.

Viele befürchten, dass hinter „Profil und Konzentration“ eine nette Umschreibung für radikales Stellenstreichen steckt.

Die Struktur der Kirche wird sich in Zukunft verändern und manch Liebgewonnenes werden wir aufgeben müssen. Unsere Herausforderung wird es bald schon sein, dass wir Stellen haben, die wir finanzieren können, aber für die wir kein Personal mehr haben. Wir brauchen also dringend jungen, motivierten Nachwuchs, der sich einbringen will!

 

Kirchlicher Reformprozess:

»Profil & Konzentration« (PUK)

Die bayerische Landeskirche hat 2016 mit einem umfassenden Reformprozess begonnen. Unter dem Titel »Profil und Konzentration« soll bis 2022 die Kirche grundlegend umstrukturiert werden. Das Sonntagsblatt begleitet den Prozess mit einer Artikelserie. Verlinken Sie uns: Alle Artikel zum Thema »Profil & Konzentration« finden Sie unter www.sonntagsblatt.de/puk

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Reformprozess: online@epv.de

 

Es gibt Arbeitsgruppen zu sechs kirchlichen Themenfeldern, in denen der Prozess Veränderungen ermöglichen soll. Warum gibt es nicht mehr Transparenz darüber, was in den Gruppen geschieht?

Die sechs Arbeitsgruppen werden ihre Ergebnisse Ende dieses Sommers veröffentlichen und für alle zur Debatte stellen. Solange sollen sie freie Diskussionen führen können. Zu welchem Zeitpunkt man welche Informationen an die Öffentlichkeit gibt, gehört gut durchdacht. Es muss klar sein, dass es sich bei Ergebnissen um Ideen und Vorschläge handelt, für die noch kein offizieller Beschluss vorliegt.

Was bietet Ihr Projektbüro an, um die Kirchen-Basis über PuK zu informieren?

Wenn ein so breit angelegter Prozess gelingen soll, müssen alle Menschen das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie mitgenommen werden. Das ist nicht einfach. Sogar einer Info-Mail steht im Wege, dass wir aus Datenschutzgründen nicht an die Mailadressen vieler Ehrenamtlicher kommen. Eine Homepage ist gerade in der Entstehung, auf der wir die zentralen Infos zu PuK zugänglich machen und Raum für Diskussion geben. Analog haben wir bislang in rund 150 Veranstaltungen in ganz Bayern etwa 6.000 Menschen erreicht. Uns war wichtig, dass in jeder Gemeinde, in jedem Dekanat deutlich wird, dass sich jeder Einzelne am PuK-Prozess beteiligen kann.

Was entgegnen Sie Kritikern, die nicht daran glauben, dass durch PuK irgendetwas besser wird?

Ich verstehe ältere Kolleginnen und Kollegen gut, die schon mehrere Reformansätze erlebt haben und vielleicht wenig positiven Ertrag gespürt haben. Ich nehme die Skepsis und ihre Hintergründe sehr ernst, weil sie davor bewahrt, Fehler zu wiederholen. Nur darf sie uns nicht davon abhalten, Veränderung zu wagen und mutige Entscheidungen zu treffen.

Was wäre das Worst-Case-Szenario für den Ausgang des Reformprozesses?

Ein Erfolgskriterium muss sein, dass die Arbeit bei der Kirche attraktiver wird. Wenn uns nicht gelingt, am Ende des Prozesses zu zeigen, dass eine Entlastung erfolgt, und wenn unseren Mitarbeitenden nur noch mehr Arbeit aufgelastet wird, dann ist PuK schlicht und ergreifend gescheitert. Wenn ein Schub spürbar wird, wie sehr es sich lohnt, für die Sache des Evangeliums zu arbeiten, wäre das klasse.