An den Tag, als 1992 in ihrem damaligen Memminger Pfarramt das Telefon klingelte und ein Mitarbeiter des Nürnberger Amts für Gemeindedienst nachfragte, ob sie gerne Lektoren und Prädikanten ausbilden wolle, erinnert sich Ursula Schamberger heute noch. "Ich fühlte mich schon ein bisschen geehrt. Und habe am nächsten Tag auch gleich zugesagt", erklärt sie. Bibel, Theologie und Gottesdienst – das waren die Elemente des Pfarrerinnen-Daseins, die sie ohnehin im vielfältigen Aufgabenspektrum des Berufs am meisten interessierten. "Meinen neuen Job hatten bis dahin auch jeweils Frauen verrichtet, vielleicht wollten die auch deswegen wieder eine", lacht Schamberger. Und erinnert daran, dass es bis 1975 noch gar keine Frauen im Pfarrberuf gab.

Freude über Ehrenamtliche

1975 war auch das Jahr, als sie ihr Theologiestudium begann, ins Vikariat ging es 1982. Jedoch sei die Situation für die Pfarrer in Bezug auf Lektoren und Prädikanten schon damals dieselbe wie heute gewesen. "Die meisten Hauptamtlichen sind doch froh, dass es die Ehrenamtlichen für die sonntäglichen Gottesdienste gibt. Geändert hat sich in den letzten Jahren höchstens, dass Pfarrer immer öfter versuchen, Gemeindeglieder aktiv für diese Dienste zu gewinnen", meint Schamberger. Das gelte gerade in Zeiten des Pfarrermangels, aber sei in der Diaspora schon immer so gewesen.

Als Ursula Schamberger ihre Arbeit begann, die später ans Nürnberger Gottesdienstinstitut im selben Haus in der Nürnberger Sperberstraße angesiedelt wurde, gab es bereits einen festen "Lehrplan" für die Ausbildungszweige. Lektoren mussten die kirchliche Liturgie und deren Bedeutung kennenlernen und wurden im Vortrag von Lesepredigten geschult. Prädikanten wurde noch mehr biblisches und liturgisches Grundwissen vermittelt, zudem sollten sie ihre Predigten selbst schreiben. Ab 2008 gab es von der Landeskirche dann ein neues Curriculum, das beide Bildungswege miteinander aufbauend verknüpfte und in dem Lektoren die Bibel noch besser kennenlernen sollen. Da hatte Ursula Schamberger schon längst ihre persönliche Note in die Ausbildung mit eingebracht: Theologische Wochenendseminare, an denen der Stoff konzentriert, aber mit persönlichem Miteinander gepaukt und verinnerlich wird, sind seither am Nürnberger Gottesdienstinstitut üblich.

Nach wie vor sei das Interesse der Menschen an diesen Ehrenämtern ungebrochen. Es gibt immer wieder von Grund auf faszinierte Teilnehmer der Kurse, die danach ein Theologiestudium angehen. Andere wiederum stellen schnell fest, wenn sie sich etwas anderes unter den Lerninhalten vorgestellt haben. "Unterm Strich kann ich aber sagen, dass ich es meistens geschafft habe, die anfängliche Neugierde der Anwärter mit Begeisterung zu füllen. Es hat immer viel Freude bereitet", blickt Schamberger zurück.

Moderne Medien sollen Einzug halten

Seit ein paar Jahren besetzt sie nur noch eine halbe Stelle, ihre Kollegen Gottfried Greiner und Thomas Melzl absolvieren in Vollzeit ihre Kurse. Wenn Ursula Schamberger zum 31. Dezember abdankt, wird Valerie Ebert-Schewe die Aufgaben Schambergers mit übernehmen. Und sich erst einmal einarbeiten. "Im März beginnt mein erster eigener Kurs. Ich will mal sehen, inwieweit auch moderne Medien zum Lernen oder Weiterbilden mit herangezogen werden können", macht die Pfarrerin neugierig. Denn auch am Nürnberger Gottesdienstinstitut befasse man sich beispielsweise mit elektronisch unterstütztem "E-Learning".

Und auch Ursula Schamberger lässt das Lernen nicht los. Ihre Freizeit will sie zu großen Teilen als Gasthörerin von Vorlesungen in Kunstgeschichte verbringen. Ihre zweite große Leidenschaft, neben Bibel, Theologie und Gottesdienst. 

Pfarrerin Ursula Schamberger wird am Freitag, 14. Dezember, um 17 Uhr während eines Gottesdiensts in St. Jakob in Nürnberg entpflichtet.