Die bayerische evangelische Landeskirche prüft den Verkauf ihrer Tagungsstätte Wildbad Rothenburg. Es liege aktuell ein Kaufangebot für die Immobilie vor, sagte der landeskirchliche Finanzchef Erich Theodor Barzen. Der Interessent könne sich aber auch eine Kooperation vorstellen, bei der die kirchliche Prägung des Hauses erhalten bleibe. Man habe die gut 50 Mitarbeiter über den Sachstand informiert. Um konkrete Gespräche über die Immobilie in exklusiver Lage unterhalb der historischen Altstadt im Taubertal zu führen, müssten Bauexperten sie genau begutachten.

Hotelier möchte Wildbad Rothenburg kaufen

Der Interessent sei bereits als Hotelier in Rothenburg engagiert und möchte das Wildbad ebenfalls vorrangig als Hotel- und Tagungsstätte betreiben. »Durch Synergieeffekte beim Personaleinsatz sowie bei der Belegung mit Gästen strebt der Interessent eine weitere wirtschaftliche Stärkung des Wildbads an«, sagte Barzen. Zugleich wolle er mehr in die Instandhaltung und Sanierung des Wildbades investieren, als es die Landeskirche je könnte: »Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ziehen wir diese Option in Erwägung.« Sie könne Chance für die Mitarbeitenden und das Haus bieten. Über einen Kaufpreis wurde noch nicht geredet.

Finanzchef Barzen: Bildungsarbeit darf Geld kosten

»Bildungsarbeit wie sie im Wildbad Rothenburg und anderen kirchlichen Häusern passiert, ist uns als Kirche wichtig und darf auch Geld kosten«, sagte der landeskirchliche Finanzchef. Das Ziel sei es, Haushaltsmittel vor allem für Inhalte und nur in geringem Umfang für die Instandhaltung von Immobilien auszugeben. Neben einem Verkauf an den Hotelier stehe auch noch der Weiterbetrieb in kirchlicher Regie - also die Beibehaltung des Status Quo - oder eine Kooperation mit dem Hotelier zur Debatte, erläuterte er. Ganz wesentlich für eine Entscheidung werde sein, ob das unternehmerische und inhaltliche Konzept die Landeskirche überzeugt.

Barzen sagte, die vielen landeskirchlichen und teils historischen Gebäude hätten die Kirche dazu veranlasst, den mittel- und langfristigen Bedarf für Instandhaltungen zu erheben. "Entweder wir müssen künftig einen deutlich größeren Anteil des landeskirchlichen Haushalts für Immobilien und deren Erhalt ausgeben, oder man reduziere die Zahl der Gebäude", sagte Barzen. Derzeit wende man jährlich etwa 500.000 Euro für den baulichen Erhalt des Rothenburger Wildbades auf. Nicht darin enthalten seien Kosten für Großmaßnahmen. Mit weiteren ungefähr 500.000 Euro bezuschusse man den laufenden Betrieb der Tagungsstätte.

Wildbad Rothenburg Tagungsstätte Landeskirche Bayern
Wildbad Rothenburg Tagungsstätte Landeskirche Bayern

Regionalbischöfin Bornowki hofft auf Erhalt kirchlicher Angebote

Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski äußerte sich zurückhaltend zu den drei Optionen. »Das Wildbad-Team hat in den vergangenen Jahren durch seine engagierte Arbeit und kreative Ideen erst ermöglicht, dass es einen Kaufinteressenten für das Haus gibt«, erläuterte die Oberkirchenrätin. Sie hoffe, dass im Falle eines Verkaufs auch die kirchlichen Tagungen und Gruppen noch einen Platz im Wildbad finden. »Zudem haben in Rothenburg auch Menschen Kontakt zu Kirche, die wir sonst eher nicht erreichen. Das ist eine große Chance für unsere Kirche auf ihrem Weg in die Zukunft«, sagte die Regionalbischöfin.

Für die Mitarbeitenden sollen weder ein Verkauf noch eine Kooperation Nachteile bringen, sagte Barzen: »Voraussetzung für die Aufnahme von Gesprächen war nicht nur eine Arbeitsplatzgarantie, sondern auch, dass die Mitarbeiter weiterhin nach kirchlichen Tarifen bezahlt werden - und auch die künftigen Tariferhöhungen erhalten. Auch für Gäste soll sich durch den Prozess nichts ändern. Alle bestehenden Reservierungen im Wildbad blieben von dem Entscheidungsprozess unberührt«, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche.

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