Der Reformprozess "Profil und Konzentration" der bayerischen Landeskirche konkretisiert sich. Bei der Frühjahrssynode in Lindau wurde eine 64-seitige Dokumentation mit Arbeitsergebnissen präsentiert. Das Papier skizziert eine Zukunftsvision der evangelischen Kirche im Jahr 2030 und enthält einen Maßnahmenkatalog mit 80 konkreten Empfehlungen. Damit werde ein strategischer Rahmen und eine Methodik für die weitere Arbeit zur Verfügung gestellt, heißt es in der Beschlussvorlage für die Synodalen.

 

Die Projektverantwortlichen schlagen vor, die strategischen Ziele und Maßnahmenvorschläge nun zu priorisieren. Bei der Herbstsynode 2019 könne dann ein erstes Maßnahmenpaket beschlossen werden. Die weiteren Schritte sollen im Frühjahr 2020 vorgestellt werden.

 

Zukunftsvision Kirche im Jahr 2030

 

Die Zukunftsvision schildert die Kirche im Jahr 2030 als "lebendige, hoffnungsvolle und einladende Glaubensgemeinschaft" mit klarem Profil. Entscheidungswege sollen vereinfacht, Gremien verschlankt, Sitzungszeiten begrenzt werden. "Im Jahr 2030 hat unsere Kirche einen Systemwechsel vollzogen: weg vom kräftezehrenden Anspruch der geistlichen Rundum-Versorgung hin zu einer Kultur, die sich an den biblischen Bildern des Säens und Wachsenlassens orientiert", heißt es etwa in der "Zielvision".

 

Die Aufgaben der Kirche im Jahr 2030 werden in sieben Themenbereiche unterteilt. Unter "Verkündigung und geistliche Gemeinschaft" heißt es beispielsweise, dass künftig "vielleicht weniger Gottesdienste" gefeiert, diese aber "stets sorgfältig gestaltet" und von hoher Kompetenz getragen werden. Es soll "offene Kirchentüren im direkten wie übertragenen Sinn" geben und die Kirchenmusik soll sich als "wesentlicher Faktor der Verkündigung etabliert" haben.

 

Jedes Kirchenmitglied soll über digitale Kanäle "einfachen Zugang zu Begleitangeboten von Gemeinden und Einrichtungen" bekommen, heißt es im Bereich "Lebensphasen seelsorgerlich begleiten". Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Bestattung sollen ergänzt werden durch weitere Angebote für "Lebensübergänge" der Menschen.

 

Um Notleidenden zu helfen, soll das "diakonische Handeln" untrennbar mit dem öffentlichen Bild einer engagierten Kirche verbunden sein. Dazu sollen sich Kirche und Diakonie absprechen und gemeinsam öffentlich auftreten. Kindertagesstätten sollen ihre Verwaltungen bündeln und Beschäftigungsverhältnisse in Kirche und Diakonie sollen durchlässiger werden.Im Bereich "Bildung" sollen kirchliche Tagungs- und Bildungshäuser über "klare inhaltliche und untereinander vernetzte Konzepte" verfügen.

 

Besonderen Wert legt die Kirche im Jahr 2030 auf eine "globale Nachhaltigkeit". Dazu gehören kosteneffiziente Verwaltungsstrukturen, ein strategisches Controlling und eine Nachhaltigkeitsstrategie für Vermögensanlagen. Dekanate und Gemeinden sollen im Jahr 2030 "deutlich größere Freiräume bei der Selbstorganisation" haben. Dazu gehören ein "hoher Grad an Selbststeuerung" mit konkreten Zielformulierungen, die überprüft werden, sowie Methoden zur Messung der Mitarbeiterzufriedenheit. In Bereich "Digitalisierung" schließlich soll jeder Mensch einen "einfachen Zugang zu den geistlichen Angeboten der Kirche" finden und sich aktiv beteiligen können.

 

Maßnahmenkatalog mit 80 Vorschlägen

 

Neben den strategischen Zielen enthält die Dokumentation auch einen Maßnahmenkatalog mit konkreten Vorschlägen, die der Projektgruppe PUK als "realistisch umsetzbar" erschienen. Diese seien besonders geeignet, die formulierten strategischen Ziele "besonders wirkungsvoll" zu erreichen.

 

Zu den Maßnahmen, die in dem Papier aufgeführt werden, gehören konkrete Projektideen wie eine Kirchen-App, Tauffeste oder christliche Bestattungsunternehmen. Aber es gibt auch andere Maßnahmen wie den Vorschlag, finanzielle Mittel für Menschen mit Migrationshintergrund zur Verfügung zu stellen, neue evangelische Schulen zu gründen oder ein Rotationsverfahren für kirchliche Leitungsfunktionen einzuführen.

 

Profil & Konzentration: Wie es weitergeht

Die nächsten Schritte:

1. Die Landessynode in Lindau soll der Beschlussvorlage zufolge die benannten "Strategischen Ziele" beschließen.

2. Die Maßnahmenvorschläge sollen vom Landeskirchenrat geprüft werden. Dann soll das Thema wieder in die Synode im Herbst 2019 eingebracht werden.

3. Der Prozessbericht soll von den Synodalen zur Kenntnis genommen werden.

 

Dann soll der Prozess weiter ausgerollt werden mit folgenden Schritten:

  • Identifizierung zentraler Maßnahmen, die dabei helfen sollen, die strategische Zielsetzung zur realisieren.
  • Umsetzung der strategischen Ziele auf allen Handlungsebenen der ELKB
  • Koordination der Umsetzungsmaßnahmen
  • Ausweisung der Umsetzungsmaßnahmen in den Haushalten 2020.
  • Regelmäßige Berichte an die Landessynode.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden