Gemeinsames Abendmahl, Frauenordination, Amtsverständnis, Wiederheirat Geschiedener: Für Katholiken und Protestanten gäbe es viele Punkte, über die sich streiten ließe. Aber gerade so wollen die neuen Ökumenebeauftragten ihr Amt nicht verstanden wissen.

Norbert Stapfer (58) und Ulrich Eckert (55) wollen nicht nach Trennendem Ausschau halten. "Ich merke immer mehr, wie feinfühlig und diplomatisch man da vorgehen muss", sagt Stapfer.

Selbst entschiedene Ökumeniker in der katholischen Kirche hätten da ihre Grenzen. "Da dürfen wir unsere Partner nicht überfordern, sonst verschließen sie sich."

Zwei neue Ökumenebeauftragte

Stapfer ist evangelischer Pfarrer im Kurort Bad Füssing und bringt reichlich Erfahrungen im Miteinander der Kirchen mit: Seit 1993 war er Ökumenebeauftragter im Dekanat Regensburg, seit 2003 ist er es in Passau. Trotzdem war er beim Anruf des Regensburger Regionalbischofs Klaus Stiegler zögerlich, ob er das Amt für den flächenmäßig größten Kirchenkreis in Bayern übernehmen soll.

Stapfer schlug kurzerhand vor, zwei Beauftragte zu ernennen. Der Landeskirchenrat, das oberste Entscheidungsgremium, fand die Idee gut. Ulrich Eckert aus Gaimersheim im Dekanat Ingolstadt ist nun sein Wunsch-Partner im westlichen Kirchenkreis.

Ökumenischer Kirchentag 2021

Eines der ersten Projekte, das sie angehen wollen, betrifft den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt. Stapfer will zusammen mit seinem Pendant, dem katholischen Domkapitular Gerhard Auer, den Arbeitskreis Lebendige Donau vorstellen.

Er setzte sich mit ökumenischen Donaugebeten und Flusssegnungen für den Erhalt der letzten 70 Kilometer frei fließender Donau im Isarmündungsgebiet bei Niederaltaich ein. Mit Erfolg: Im Jahr 2014 ließ die bayerische Staatsregierung die Ausbaupläne fallen.

Die gemeinsamen Donaugebete zur Bewahrung der Schöpfung wurden trotzdem fortgesetzt.

Die Ökumene strahlte weit über die Region hinaus.

Ins Leben gerufen hatte sie der damalige und inzwischen verstorbene Abt von Niederaltaich, Emmanuel Jungclaussen. Als Stapfer 1993 zusammen mit zwei anderen evangelischen Pfarrern aus der Region ordiniert werden sollte, fehlte ihnen eine Kirche von entsprechender Größe.

Jungclaussen bot ihnen die Basilika von Niederaltaich an. Dass eine evangelische Amtseinführung in einer katholischen Benediktinerabtei stattfinden konnte, nannte der damalige Abt "eine pfingstliche Stunde für die Kirchen". In diesem Sinn will Stapfer weitermachen, ohne die andere Seite zu überfordern, sagt er.

Pfarrer Ulrich Eckert

Bei Pfarrer Ulrich Eckert, dem zweiten Ökumenebeauftragten, weitet sich der Blick in die Weltkirche. Der 55-Jährige bringt Internationalität mit: Bereits mit 23 Jahren ging der in Österreich geborene Pfarrersohn im Rahmen seines Theologiestudiums an die Waldenserfakultät nach Rom.

Immer wieder gab es Pfarrstellenvertretungen in Italien, auch vier Jahre in einer Waldensergemeinde auf Sizilien. Seit 1990 ist verheiratet mit der italienischen Waldenserpastorin Eliana Briante.

"Ich fühle mich als Christ in der Welt zu Hause, weil es an so vielen Orten Christen gibt mit ganz unterschiedlichen Traditionen, Gebräuchen und Ansätzen, doch derselben Grundbotschaft."

Zehn Jahre lang war er von der EKD entsandt als Pfarrer in Mailand, bevor er 2014 nach Gaimersheim kam. Schon ein Jahr später stellt er Kontakte zur tansanischen Gemeinde Kilakala her, die vor einem Jahr in eine Partnerschaft mit der dortigen lutherischen Kirche mündeten.

Ein Herz für die Ökumene

Ihr Herz schlägt für die Ökumene, sagen die beiden Beauftragten. Gemeinsame Schnittstellen für ihre Arbeit gebe es ausreichend. So könnten sie sich mit ihren katholischen Partnern eine Zusammenarbeit bei vielen sozialen und geistlichen Projekten gut vorstellen.

Auch ein gemeinsamer christlicher Religionsunterricht, wie er in Ausnahmefällen schon praktiziert werde, sei denkbar. Eckert: "Dass wir unter dem gemeinsamen Dach des Christentums mittelfristig eine gemeinsame Form des Religionsunterrichts wohl brauchen werden, steht außer Frage."

Gemeinsames Abendmahl?

Eckert hofft auch zu Lebzeiten noch ein gemeinsames Abendmahl zu erleben. "Es braucht eine Einheit in versöhnter Verschiedenheit", sagt Eckert.

"Kirchen können nur leben in Bezug zu anderen Kirchen, selbst wenn es mal knatscht. Aber wir sind nicht verschiedene Kirchen, die nebeneinander ein Existenzrecht haben und unabhängig voneinander."

Ob sie es gemeinsam den Trend aufhalten können, dass die Menschen den Kirchen den Rücken zukehren? "Das weiß ich nicht", sagt Stapfer. "Aber wir sind in jedem Fall glaubwürdiger, wenn wir gemeinsam Zeugnis ablegen."

Die Trennung von vielen verschiedenen christlichen Konfessionen und Kirchen verstünden viele Menschen heute nicht mehr.