Die Geschichte der Konfirmation ist fast 460 Jahre alt. Anno 1538/39 wurde in der sogenannten "Ziegenhainer Zuchtordnung" des Reformators Martin Bucer (1491-1551) eine Konfirmationsordnung festgelegt. Sie sah vor, die Kinder durch Pfarrer und Gemeindeälteste im Katechismus zu unterweisen. Dann sollten sie der Gemeinde "dargestellt" und "confirmiert", also "zur Gemeinde befestiget" werden

Das Konfirmationsalter liegt bei 13 bis 14 Jahren und fiel früher mit dem Schulabschluß zusammen. Gefeiert wurde vor allem am ersten Sonntag nach Ostern, dem "Weißen Sonntag", an dem in katholischen Kirchen die Kinder ihre Erstkommunion erhielten. In einigen hessischen Regionen wurde sogar drei Mal im Jahr Konfirmation gefeiert, am "Tag der Geburt unseres Herrn Jesu Christi, am Ostertag und an Pfingsten".

Durch die Verbindung mit dem Schulabgang war die Konfirmation für die meisten Jugendlichen ein wichtiger Einschnitt im Leben und bedeutete den Eintritt in das Erwachsenenalter. "Mann sein" hieß für viele Jungen allerdings oft auch der erste Alkohol- und Zigarrenkonsum. Die Mädchen machten nach der Konfirmation erste Bekanntschaft mit dem anderen Geschlecht.

Konfirmation: Letztes großes Fest vor der Hochzeit

Am Konfirmationstag wurden alle Kirchenglocken geläutet, die Jungen trugen schwarze Anzüge, feingenähte Hemden und bestickte Taschentücher, die Mädchen ein langes samtenes Kleid und häufig ihre ersten Schuhe mit hohen Absätzen. "Es werden ihnen auch Korsette angemessen, und da entstehen aus den Kindern neue Wesen mit einem Oben und Unten...", heißt es in einer Chronik.

Diese feine Kleidung finanzierten sogenannte "Paten", Verwandte oder Bekannte der Familie. Zu den beliebtesten Geschenken gehörte die erste Uhr. In manchen Gegenden überreichten die Paten den Konfirmanden sogar eine kostbare Bibel mit Goldschnitt und Messingverschluß, die in ihrem Anhang auch ein Gesangbuch und den Konfirmationsspruch enthielt. Etwa ab 1950 wurden die Geschenke immer opulenter. Selbst ein Reitpferd ist in die Geschichte eingegangen, heute zählen Stereoanlage und Computer zum Standard.

Die Konfirmation galt als das letzte große Familienfest vor der Hochzeit, zu dem die Verwandtschaft von nah und fern anreiste. Vielerorts wurden die Haustüren deshalb mit Kränzen, Tannenbüschen oder Girlanden geschmückt. Aufwendige Festmahle setzten sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts durch. Zuvor war die Konfirmation auch wegen ihrer Stellung im Kirchenjahr in reformierten Gebieten ein eher stiller Anlaß. Bevor das Festessen begann, mussten die Konfirmanden allerdings noch Pflichtbesuche bei ihrem Lehrer und dem Gemeindepfarrer abhalten.

Konfirmation: Eintritt in das Erwachsenenleben

Doch nach dem Fest begann für die meisten Jugendlichen der Ernst des Lebens: Die Mädchen mußten im Haushalt anpacken oder irgendwo "in Stellung" gehen, sie durften aber auch die dörflichen Spinnstuben besuchen. Die Jungen mußten in der Landwirtschaft arbeiten oder eine Lehre bei einem Meister beginnen.

Anspruch und Wirklichkeit klafften bei der Konfirmation zu allen Zeiten auseinander. Die Konfirmandinnen der "Belle epoque" unterschieden sich aber nicht allzusehr von den jungen Damen heute. Jedenfalls klingt die Klage der Inneren Mission Bayern bei ihrer Jahrestagung anno 1910 in Bayreuth sehr vertraut und modern in unseren Ohren: "Die Jugend hat sich gegenüber früher tatsächlich geändert, und daran haben die ganz veränderten sozialen Verhältnisse die Schuld. Die Mädchen können keinen Strumpf mehr stricken. Auch Kinder aus den besten Kreisen besuchen sehr oft das Kino. Es greift eben im allgemeinen eine sehr schreckliche Gleichgültigkeit um sich."

 

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