Der diesjährige "Artist in Residence" im Wildbad Rothenburg, Benjamin Zuber, will mit seiner künstlerischen Arbeit in diesem Jahr an die Geschichte des früheren Sanatoriums im Taubertal anknüpfen.

Ihm schwebe etwa die Verwendung veränderter "Anatomietafeln" vor, wie man sie aus Kliniken oder Arztpraxen kenne, zudem wolle er Stangenelemente mit Haltegriffen nutzen, wie sie im öffentlichen Nahverkehr üblich seien, sagte der gebürtige Bamberger (Jahrgang 1982) bei einer virtuellen Pressekonferenz zum Projekt "art residency wildbad".

Zubers Arbeit ist autobiografisch geprägt

Zudem will Zuber, der momentan in Berlin lebt und arbeitet, per 3D-Drucker, mit computergesteuerten Fräsen und industriellen Verbindungsmaterialien Objekte erstellen, die an menschliche Organe, Körperteile oder Orthopädietechnik erinnern. Ein Stück weit sei diese Arbeit autobiografisch geprägt, erläuterte Zuber.

 Er habe sich vor etwa zweieinhalb Jahren beim Aufbau einer Ausstellung bei einem Unfall beide Fersen zertrümmert. Seine Erfahrung aus dieser Zeit in einer Rehaklinik - umgeben zu sein von allerhand "Genesungsmaterialien" und Invalidität - flössen nun mit ein.

Wildbad: Von der Heilanstalt zur Tagungsstätte

Das Wildbad wurde 1903 vom Tüftler und Erfinder der orthopädischen Prothese, Friedrich von Hessing, als Kurhotel mit Anwendungsbetrieb eröffnet. Hessing hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrere "Heilanstalten" in ganz Bayern betrieben. Bereits 1917, ein Jahr vor Hessings Tod, musste der Betrieb des Wildbads aus Kostengründen wieder eingestellt werden.

 Dem "Kurhotel ersten Ranges" mit seiner weitläufigen Parkanlage war somit nur ein kurzer Erfolg vergönnt. Seit 1983 ist das Gebäude im Besitz der evangelischen Kirche und wird als Tagungsstätte genutzt.

10-jähriges Kunstprojekt der bayerischen Landeskirche

Zuber wurde von einer Fachjury ausgesucht, mehrere Monate im Wildbad zu leben und zu arbeiten. In einem künstlerisch freien und ergebnisoffenen Schaffensprozess wird er ein Kunstwerk entwickeln, das dauerhaft in der Parkanlage des Wildbads bleibt. Das Projekt "art residency wildbad" ist auf mindestens zehn Jahre angelegt.

Zuber hat bis 2012 in Nürnberg, Wien und Karlsruhe studiert. Heute lebt und arbeitet er als freier Künstler in Berlin. Wann er in sein "Atelier auf Zeit", die Gipsmühle des Wildsbads, zurückkehren wird, ist noch nicht endgültig festgelegt.

"art residency wildbad" ermöglicht jedes Jahr neues Kunstwerk

Zuber ist bereits der fünfte Künstler, der zum mehrmonatigen Arbeitsaufenthalt ins Taubertal eingeladen wurde. Dazu schlägt eine Fachjury jährlich neue Künstler oder Gruppen vor. Selbst bewerben kann man sich für die "art residency wildbad" nicht.

Bisherige Künstler waren das Duo Böhler & Orendt (2017), Ulrike Mohr aus Berlin (2018), die Brasilianerin Laura Belém (2019) und die Grazer Gruppe "Breathe Earth Collective" (2020). Neben Kost und Logis erhalten die Künstler ein Budget von 30.000 Euro. Das Projekt wird von der evangelischen Kirche und Sponsoren finanziert.