Die Blackbox, ein Kubus aus Stahlbeton, ist das Herzstück des neuen Bauhaus-Museums Dessau: Der fensterlose, in schwarz gehaltene Betonriegel beherbergt eine Vielzahl von Bauhaus-Objekten wie in einer großen, begehbaren Schatzkiste, die künstlich beleuchtet wird. Jetzt kann die Stiftung Bauhaus Dessau erstmals ihre Sammlung, mit 49.000 Objekten die zweitgrößte Sammlung weltweit nach dem Berliner Bauhaus Archiv, umfassend der Öffentlichkeit präsentieren. Auf 1.500 Quadratmetern Fläche sind derzeit zunächst mehr als 1.000 Exponate zu sehen, fast alles Originale, die später auch wechseln sollen.

Bauhaus-Museum eröffnet - Jubiläum

Die Eröffnung des neuen Museums gilt als ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr des Bauhauses, das vor 100 Jahren in Weimar gegründet wurde. Rund 30 Millionen Euro hat der Neubau im Stadtzentrum von Dessau nach Angaben von Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) gekostet. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde das neue Bauhaus Museum Dessau mit einem Festakt eröffnet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht im Bauhaus bis heute Vorbildcharakter, es fasziniere sie "die Vielfalt und die Fähigkeit, Kunst und Leben zusammenzudenken".

Das neue Museum sei ein neuer Ort der Erinnerung an ein "gutes Stück deutscher Geschichte", sagte Merkel beim Festakt zur Eröffnung. Die weltweit zweitgrößte Bauhaus-Sammlung habe damit 100 Jahre nach der Gründung der Architektur- und Designschule ein "würdiges Zuhause" bekommen. Nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) steht das Bauhaus für die "Utopie einer besseren Gesellschaft und den Optimismus der Aufklärung". Dafür sei mit dem neuen Museum ein "Speicher des kulturellen Gedächtnisses" geschaffen worden.

Architekten addenda aus Barcelona haben Bauhaus-Museum entworfen

Schon von außen fällt der moderne, gläserne Bau auf. Der Entwurf der Architekten addenda architects aus Barcelona war 2015 aus mehr als 800 Einreichungen ausgewählt worden. Architekt Roberto González spricht von einer "Neuinterpretation der Architektur der Moderne". Das Gebäude stehe in Beziehung zum Bauhaus, nicht in Konkurrenz. Stiftungsdirektorin Claudia Perren sieht in dem neuen Haus auch einen neuen kulturellen Ort für die Stadt Dessau-Roßlau und das Land Sachsen-Anhalt. Der offene Raum solle "bespielt werden", betont sie. In der neuen Ausstellung unter dem Titel "Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung" sei es gelungen, die Suchbewegungen des Bauhauses überzeugend zu zeigen.

Die Dessauer Sammlung geht auf einen ersten Ankauf 1976 in der damaligen DDR zurück, im Zuge der Wiedereröffnung des Bauhausgebäudes als wissenschaftlich-kulturelles Zentrum. Die Objekte der Sammlung umfassen Schülerarbeiten, Aufzeichnungen aus dem Unterricht, Entwürfe und Prototypen aus den Werkstätten. Die neue Ausstellung erzählt die Geschichte der berühmten Schule, die 1919 in Weimar von Walter Gropius (1883-1969) gegründet wurde und die von 1925 bis 1932 in Dessau ihre Blütezeit erlebte.

 

Museum Bauhaus
Das Bauhaus-Museum bei Nacht.

Konzeption der Bauhaus-Sammlung

Regina Bittner vom Kuratorenteam erklärt, am Anfang der Konzeption der Ausstellung habe die Frage gestanden, wie man eine Schule ausstellen könne. Es gibt in der Ausstellung keinen chronologischen Aufbau, mehr thematische Schwerpunkte. Zu sehen sind bekannte Möbel aus Stahlrohr von Marcel Breuer, von Ludwig Mies van der Rohe, Holzschnitte von Gerhard Marcks, Leuchten und Geschirr von Marianne Brandt sowie zahlreiche Zeichnungen, Skizzen oder Fotos und Filme. In der 100 Meter langen Blackbox sollen optimale klimatische Bedingungen für die Präsentation der Objekte herrschen, da dort kein Tageslicht hineinfällt. Dafür fällt in das große, offene Erdgeschoss sehr viel Licht. Es ist als offene Bühne gestaltet und soll flexibel genutzt werden können.

 

Stiftung Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau

Bauhaus Museum Dessau, Mies-van-der-Rohe-Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau