Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und die Schweiz haben die Aufnahme des Bauhüttenwesens in die UNESCO-Liste "Guter Praxis zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes" beantragt. Vor Jahrhunderten waren Bauhütten das Herz der Planung und Koordination großer Bauprojekte wie Doms und Münster. Handwerkslehrlinge, Gesellen und Meister trafen dort zusammen, um mit ihrem Fachwissen der Schmiede und Steinmetze, Schlosser und (Glas-) Maler, Dachdecker und Elektriker einen Bau voranzutreiben.

Im 19. und 20. Jahrhundert haben saurer Regen, der durch die Verbrennung von Kohle, Heizöl und Benzin hervorgerufen wurde, zu starken Beschädigungen der Natursteine geführt. Wind, Starkregen, Blitzschlag, aber auch Autoabgase bedrohten die Architektur heute, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission. Das traditionelle Handwerk der Bauhütten sei darum heute durch moderne Techniken angereichert, orientiere sich an Denkmalschutz und an Konzepten der Nachhaltigkeit. Unter der Leitung eines Dombaumeisters oder einer Dombaumeisterin arbeiteten Dutzende Mitarbeitende in einer Bauhütte, um mit ihrem über viele Generationen weitergegebenen Wissen und Können sowie neuen Ideen das Bauwerk zu erhalten.

"Der Erhalt monumentaler Bauten in vielen Ländern Europas ist nur durch die gemeinsame Arbeit der Bauhütten möglich", sagt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer.

Die multinationale Nominierung mache deutlich, wie wichtig Erhalt und Weiterentwicklung des Wissens und der Fähigkeiten sind, die zur Instandhaltung insbesondere von Großkirchen gebraucht werden. "Und sie zeigt auch: Die Bauhütten sind modellhaft bei der Vermittlung und dem Austausch dieses Wissens. Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass diese Nominierung in einem europäischen Verbund mit deutscher Beteiligung für das 'UNESCO-Register Guter Praxis beim Immateriellen Kulturerbe' erfolgreich sein wird!"

Mit einer Entscheidung des verantwortlichen UNESCO-Ausschusses rechnen die Antragsteller Ende 2020. Aus Deutschland haben sich Bauhütten in Aachen, Bamberg, Passau, Mainz, Lübeck, Soest, Dresden, Ulm, Köln, Freiburg, Regensburg, Schwäbisch Gmünd und Xanten daran beteiligt.

"Schon im Mittelalter waren die Dombauhütten Innovationsbetriebe. Das ist auch heute noch der Fall", erklärt Peter Füssenich, Baumeister des Kölner Doms.

"Wir trauen uns, das Alte zu bewahren, aber auch neueste Technik zum Erhalt unserer Bauten einzusetzen. Die Nominierung für das UNESCO-Register ist ein wichtiger Schritt, um das öffentliche Bewusstsein für die Notwendigkeit des Bauhüttenwesens als Immateriellem Kulturerbe zu stärken".

Das internationale Übereinkommen zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes der UNESCO trat 2006 in Kraft. Die Repräsentative Liste umfasst derzeit 429 Eintragungen, die Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes 59. Dazu kommen die von den nationalen UNESCO-Kommissionen geführten Listen wie die der Deutschen UNESCO-Kommission. Die Nominierung des Bauhüttenwesens ist der erste Antrag mit deutscher Beteiligung für das Register Guter Praxisbeispiele zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes.

Fotoausstellung KULTUR.ERBEN

Schöne Musik, ein ausdrucksstarker Tanz oder ein kunstvolles Handwerk: Unsere Erinnerungen an die Geschichte und das Brauchtum unserer Vorfahren sind unser immaterielles Kulturerbe und prägen unser Leben. Die neue Lagois-Fotoausstellung des Evangelischen Presseverbands für Bayern hält die Perspektiven renommierter Fotografen sowie Nachwuchskünstler auf 37 Traditionen und Riten aus Deutschland und der Welt fest. Unter der Adresse www.martin-lagois.de/ausstellung-ausleihen-kulturerben kann die Schau von Galerien, Bildungseinrichtungen und Gemeinden ausgeliehen werden.