Bisher hat die CSU das Anliegen abgeschmettert. Der Nürnberger SPD-Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen ist optimistisch, dass die Sargpflicht diesmal fällt.

epd: Herr Tasdelen, seit Jahren kämpfen Sie für die Abschaffung der Sargpflicht. Was lässt Sie diesmal hoffen, dass Ihr Gesetzentwurf durchgeht - die neuen Mehrheitsverhältnisse im Landtag?

Tasdelen: Als der Entwurf zuletzt im Dezember 2017 gescheitert ist, haben mir einzelne CSU-Abgeordnete signalisiert: In der nächsten Legislaturperiode werden wir uns bewegen. Vor allem haben damals die Freien Wähler mit uns gestimmt, also für die Abschaffung der Sargpflicht. Sie haben das auch damit begründet, dass sie nicht nachvollziehen können, warum die CSU dagegen stimmt. Nun haben wir denselben Gesetzentwurf eins zu eins eingebracht. Die Freien Wähler müssen sich entscheiden, ob sie das Ganze immer noch so sehen. Im Grunde kommen sie aus der Nummer nicht mehr raus, ohne sich unglaubwürdig zu machen.

epd: Die CSU hatte ihre Ablehnung zuletzt mit "gewachsener Bestattungskultur" und der "christlichen Tradition einer Sargpflicht" begründet. Können Sie das nachvollziehen?

Tasdelen: Ich glaube, den meisten Menschen ist eine Sargpflicht gar nicht wichtig, solange sie selbst für sich und ihre Angehörigen entscheiden dürfen. Auch für die CSU ist das Thema wohl keine große Glaubensfrage. Die Bestattung auch im Leinentuch zuzulassen hingegen wäre im Sinne vieler Menschen hier - es gibt 600.000 Muslime in Bayern. Ihnen würde damit signalisiert: Das ist eure Lebenswirklichkeit, die erkennen wir an.

epd: Wie ist die Situation im Moment?

Tasdelen: Viele Muslime, denen für ihre verstorbenen Angehörigen das muslimische Ritual wichtig ist, lassen sie im Ausland beerdigen. Es gibt ja keine andere Möglichkeit. Gerade erst habe ich mit Eltern in Erlangen gesprochen, die überlegen mussten, ob sie ihren Sohn in der Türkei bestatten lassen. Natürlich haben sie sich für Erlangen entschieden, um möglichst oft an seinem Grab sein zu können. Man muss Menschen nicht vor diese Wahl stellen.