Sie ist nur gut vier Zentimeter hoch und drei Zentimeter breit. Doch für Stephen Gorman ist die Mini-King-James-Bibel noch immer ein großes Geheimnis: "Wie haben die Drucker das nur gemacht?", fragt sich der Ausstellungsmanager des Washingtoner Museums of the Bible.

In der winzigen Bibelausgabe aus dem Jahr 1911 steckt der gesamte Bibeltext in englischer Sprache: 23 Zeilen pro Zentimeter haben die Drucker darin untergebracht. "Das kannst du mit der besten Lupe nicht lesen", meint Gorman – auch wenn im Buchdeckel der kleinsten blätterbaren Bibel der Welt eigens ein Vergrößerungsglas eingelassen wurde.

Die Miniatur-Bibel ist eine von 120 Ausstellungsstücken, die Gorman zusammen mit zahlreichen Helfern für die Ausstellung "Unser Buch – Die Geschichte der Bibel von Mose bis zum Mond" in Szene gesetzt hat. Vom 7. April an sind in Augsburg kostbare, seltene und kuriose Bibelausgaben zu sehen. Der größte Teil der Exponate stammt dabei aus dem Bibelmuseum in Washington.

Größte und kleinste Bibel der Welt

"Wir wollen die Menschen mit der Bibel in Beziehung bringen", sagt Ausstellungskurator Roland Werner. Der Marburger Theologieprofessor hat dafür ein Konzept entworfen, bei dem die Besucher nicht nur etwas über Geschichte und Inhalte der Bibel erfahren. Sie sollen das Buch der Bücher auch spielerisch entdecken.

Die Ausstellung kombiniert daher historische Dokumente mit außergewöhnlichen Bibelausgaben und Stationen, an denen die Besucher selbst etwas tun können. So werden einerseits alte Keilschrifttafeln und antike Schriftrollen gezeigt. Es gibt frühe Bibelhandschriften und mittelalterliche Bibelübersetzungen aus der Zeit vor Martin Luther.

Die Besucher können jedoch auch Bibel-Spezialitäten wie die Mini-King-James-Bibel bestaunen. Oder die Waynai-Bibel, die größte Bibel der Welt: Sie wiegt eine halbe Tonne, ist 1,1 Meter hoch und 2,4 Meter breit. Das um 1930 in Kalifornien von Hand gedruckte Buch wurde von einem eigens aus den USA nach Augsburg angereisten Experten aufgebaut.

Bibel lebendig werden lassen

Zu sehen ist in der Ausstellung aber auch eine Mikrofiche-Bibel, die mit einer Apollo-Mission zum Mond flog – und die persönliche Bibel von Elvis Presley, in der sich die Unterstreichungen und Handnotizen des "King of Rock’ n’ Roll" finden.

Begleitet wird die Ausstellung von Vorträgen, Filmen, Bibelabenden und Konzerten. Man wolle so "die Bibel lebendig werden lassen", betont Bernd Fischer. Er ist der Sprecher des ökumenischen Trägerkreises der Ausstellung, dem alle christlichen Kirchen in Augsburg angehören. Zwei Jahre lang haben die Organisatoren am Konzept der Ausstellung gearbeitet. Anlass ist das 500-jährige Reformationsgedenken in diesem Jahr.

"Der Gedanke war: Was können wir als christliche Kirchen zusammen machen", erläutert die Augsburger evangelische Stadtdekanin Susanne Kasch. Die Bibel sei etwas, was alle verbindet.
Anschaulich wird diese Verbindung in einem Ausstellungsraum im Augsburger Rathaus.

Via Facebook Bibel unters Volk bringen

In der sogenannten "Schatzkammer" liegen dort nebeneinander in einer Vitrine ein Gebetbuch des katholischen Kaisers Karl V., ein Brief Luthers aus dem Jahr 1518 und ein Erstdruck der Bann-Bulle von Papst Leo X. Mit dem Schreiben drohte der Papst Luther die Exkommunikation an. "Da kracht es in dieser Vitrine", meint Kurator Werner. Und doch zeige die Zusammenstellung, was alle drei Personen vereine: "Das Gebet und die Bibel".

Neben dem Rathaus gibt es noch zwei weitere Ausstellungsorte. In der katholischen Kirche St. Moritz geht es um die Bibel und die Musik. In der evangelischen Annakirche ist die zeitgemäße Vermittlung der Bibelbotschaft das Thema.

Zu sehen ist dort etwa eine Druckerpresse aus den Zeiten Gutenbergs. Wer will, kann sich aber auch mit einem Bibelvers in der Hand fotografieren lassen. Die Bilder werden dann auf der Facebook-Seite der Ausstellung gepostet. "So zeigen wir online nicht nur die Fotos der Besucher", sagt Kurator Werner, "sondern bringen auch bekannte Bibelverse unters Volk."

MEHR INFOS unter www.unser-buch-augsburg.de