Not macht erfinderisch und bringt manchmal auch kreative Ideen hervor, die bleiben können: So geschehen bei der Comödie Fürth, in der nach dem Corona-Lockdown Mitte März plötzlich die Lichter ausgingen und diesen Sommer nutzt, Open Air-Konzepte in Fürth und Volkach umzusetzen. Mit Erfolg. Und dass man das etwas seltsame Kabarett-Live-Erlebnis in Zeiten des Virus auch einfach lakonisch weglachen kann, bewies kürzlich beim Volkacher Kabarett-Sommer Comedian Rolf Miller.

Normalerweise hätte der Festplatz in Volkach am Main im August wieder rund 10.000 Gäste beim jährlichen Weinfest an fünf Tagen beherbergt, in den Sportpark Ronhof, wo die Spielvereinigung Greuther Fürth spielt, passen noch einmal rund 7000 mehr Besucher.

Kultur unter freiem Himmel in Volkach

Doch in Corona-Zeiten finden weder Feste noch öffentliche Fußballspiele statt. Dafür seit einigen Wochen wieder kulturelle Veranstaltungen. Unter freiem Himmel mit entsprechenden Abstandsregeln und Hygiene-Maßnahmen können in Volkach 400, im Fürther Stadion 500 Besucher empfangen werden.

Volker Heißmann, zusammen mit seinem Bühnenpartner Martin Rassau nicht nur als "Waltraud & Mariechen" von "Fastnacht in Franken" und zahlreichen anderen Produktionen als Entertainer bekannt, ist nicht nur einer der Geschäftsführer der Comödie Fürth, sondern auch seit 2018 Vizepräsident der Spielvereinigung Greuther Fürth, nachdem er 30 Jahre lang Kirchenvorstand der Gemeinde St. Paul in Fürth war. In diesen Wochen trifft man Heißmann auch mal persönlich im Kassenhäuschen der Volkacher Festwiese, aber auch mal auf der Bühne.

Comödie Fürth startet Kabarett mit Rolf Miller

Dort präsentiert beim Besuch des Sonntagsblattes ein merklich gelöster Rolf Miller sein aktuelles Programm "Obacht". Gelöst, weil man den Meister des Halbsatzes und konsequent minimalistisch agierenden Scharfzüngler selten so beredt sieht und hört, wie in diesen Tagen. Vielleicht liegt´s an der Corona-Zwangspause, dass sich Miller sogar zu ulkigen Slapsticks mit zerdrückter Plastik-Wasserflasche und nach Gelenk-Verrenkung klingenden Geräuschen hinreißen lässt.

Das Virus streift er mit ebenso abgeklärter Ironie wie er die nationalen und internationalen Fußballhelden, Mick Jagger, Angela Merkel und seinen fiktiven Freund Jürgen aufs Korn nimmt. Was in odenwälder Mundart so stammtischvertraut rüber kommt, ist in Wahrheit aber tiefsinnig, manchmal hundsgemein ehrlich.

Und erfrischend in Zeiten, in denen man froh sein darf, wieder Kultur mit anderen Menschen erleben zu können, wenngleich man sich an Regeln halten muss.

Die lauten in Volkach beispielsweise: Maskenpflicht beim Betreten des Geländes und darauf bewegen bis zum Platz; Bewegen auf dem Gelände nur in von Ordnern und aufgemalten Pfeilen vorgegebener Marschrichtung; vom Eingang geht’s schnurstracks auf das Gelände zum Platz an der Bierbank, an der man nur mit einigem Abstand miteinander sitzt; Getränke und Essen gibt’s nicht am Stand, es wird bei Bedienungen bestellt und von ihnen gebracht; wer auf´s Klo muss, muss den Pfeilen folgen, aufpassen, dass sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig bei den Toiletten aufhalten. Allesamt ungewöhnlich – wer sich aber davon nicht irritierend lässt und daran hält, der hat einen lustigen Abend.

Open Airs dank Lockerungen

Andreas Hock, Sprecher der Comödie Fürth bekräftigt, dass die Idee zu den Open-Air-Veranstaltungen aus der schieren Not heraus im Frühling nach den ersten Lockerungen für Kulturveranstaltungen entstanden sind: "Zu diesem Zeitpunkt hätten wir in unserem Theater statt knapp 400 nicht einmal 100 Gäste bespielen dürfen.

Zum Glück hat die bayerische Staatsregierung aber für Kulturbetriebe die Möglichkeit von Veranstaltungen unter freiem Himmel etwas flexibler ausgelegt, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen. Und da sowohl die Verwaltung in Volkach als auch die Stadt Fürth sehr hilfsbereit, entgegenkommend und kooperativ waren, können wir bis Ende August eine Art "Doppel-Open Air" durchführen", erklärt Hock.

Alle Künstler, die in Volkach und im Stadion in Fürth-Ronhof auftreten, seien langjährige Weggefährten des Hauses und waren durch die Bank begeistert, endlich wieder spielen zu dürfen. "Wir freuen uns natürlich auch, die Menschen wieder unterhalten zu dürfen. Humor ist sehr wichtig in dieser verrückten und für uns alle so schwierigen und herausfordernden Zeit", so Hock. 

Solidarität in der Branche

Derzeit wisse man nicht, ob man überhaupt Schlüsse für die Zukunft aus dieser Zeit ziehen könne. "Manche Dinge werden sich für immer verändern, andere hoffentlich wieder irgendwann so sein wie früher. Was wir aber festgestellt haben: Die Solidarität innerhalb der Branche, aber auch von den Zuschauern war und ist überwältigend. Wir haben während der Krise gemerkt, dass wir viele Freunde haben. Und das ist auch sehr viel wert."

Für Marco Maiberger, Leiter der Touristinformation Volkacher Mainschleife, ist auf alle Fälle klar: "Das Gelände ist super, die Resonanz ebenfalls, wir wollen im nächsten Jahr wieder Kabarett live möglich machen."

Rolf Miller
Lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und hat scharfe Satire hinter vermeintlich harmlosen Halbsätzen: Rolf Miller.