1525 wurde der protestantische Glaube in Nürnberg eingeführt. Welch großen Anteil der Nürnberger Dichter Hans Sachs daran hatte, dass Martin Luthers Bibelübersetzung und seine Thesen bald in aller Munde waren, zeigt noch bis 27. Januar eine Ausstellung der Stadtbibliothek Nürnberg. Sachs sei Zeit seines Lebens der wichtigste Dichter der Reformation gewesen, sagte Kurator Horst Brunner.

Hans Sachs wurde vom Schuster zum Dichter

Der 1494 in Nürnberg geborene Hans Sachs war eigentlich Schuster. Auf seiner Wanderschaft als Geselle dichtet er sein erstes Lied. Nach der Rückkehr 1516 in die Reichsstadt Nürnberg heiratet er, wird Meister seines Handwerks und begründet auch die Meistersinger: »Bruderschaften, in denen sich Bürger zum Dichten und Singen trafen, mit hohem formalen Anspruch«, erklärte Sachs-Experte und Literatur-Professor Horst Brunner.


Schon früh habe Sachs zu bekannten Melodien geistliche Texte gedichtet. »Man ging hin, um die Bibel zu hören«, sagte Brunner. Da in Nürnberg in der Mitte des 16. Jahrhunderts nur etwa 30 Prozent der Bürger lesen konnten, habe sich Kultur auf diese Weise schnell verbreiten können.

Sachs dichtete Psalmverse der Lutherbibel auf Lieder

Sachs habe nicht nur Lieder auf Psalmverse der Lutherbibel gedichtet, sondern auch weitere Texte der Heiligen Schrift vertont und die Inhalte auf diese Weise einer breiten Masse bekanntgemacht, erklärte Brunner. Zudem habe sich der Dichter durch seine weltlichen Dialoge, in denen er sich Fragen der Kirche und des Glaubens stellt, sowie seine Knittelverse mit biblischen Stoffen um die Verbreitung reformatorischen Gedankenguts verdient gemacht.

Maria raus, Christus rein: Auf diese Weise seien viele bereits bekannte, geistliche Texte umgedichtet worden. Weltliche Lieder erhielten dagegen einen »christlich korrigierten« Text. In seinem prosaischen Werk habe Sachs zudem die »Scheinwerke der katholischen Kirche« wie Klöster, Wallfahrten oder den Reliquienkult aufs Korn genommen.

Später habe Sachs sich weltlichen Themen zugewandt, lateinische Dichter wie Ovid, Cicero oder Livius übersetzt und so den einfacheren Menschen Bildung nahegebracht. Auf sein Konto gehe auch das erste überlieferte Nibelungendrama.

Eigene Edition von Hans Sachs

Sachs sorgte selbst dafür, dass seine Werke immer wieder neu aufgelegt und verbreitet wurden. Allein 34 chronologisch angelegte Handschriften sind überliefert, dazu ein selbst verfasstes Werk-register. Die meisten seiner Werke befinden sich in einem Archiv in Zwickau, wo sich seine Nachkommen niederließen.

Ausstellung in Nürnberg zeigt Handschriften von Hans Sachs

In der Ausstellung in Nürnberg werden Handschriften von Sachs und zu seinen Lebzeiten entstandene Drucke gezeigt, die in Nürnberger Besitz sind. Darunter ist auch eine erst im März erworbene Folio-Ausgabe mit eigenhändiger Widmung. Von Hans Sachs sind über 6000 Werke überliefert, von denen alleine 4268 Meisterlieder sind. Diese wurden von den Meistersingern in Nürnberg unter anderem im Heilig-Geist-Spital oder der Kirche St. Martha gesungen, die als Singlokale dienten. Meistersinger-Gesellschaften entstanden auch in Augsburg, München oder Ulm und dem nahen Ausland. »Meistersingen ist eine rein protestantische Angelegenheit«, meint Brunner.