Es gibt wenige Künstler in der Musikhistorie, deren Einfluss auf die Entwicklung von akustischem und elektronischem Jazz spürbarer ist als der Beitrag des in Chicago geborenen Herbie Hancock. Neben seinen Errungenschaften als Pianist und Komponist war er an vielen musikalischen Bewegungen seit den 1960er-Jahren beteiligt: Als Mitglied des Miles Davis Quintetts erneuerte er den Jazz. In den 1970er-Jahren verknüpfte er elektrischen Jazz und Rock zu einem innovativen Stil. In den Achtzigern gerieten Hancocks eigene Ausflüge ins Metier der elektronischen Dance Music zu Welthits. Diesen Ansatz wiederholte er Anfang der 2000er mit einer Kollaboration mit HipHop- und Techno-Künstlern.

Doch der 14-fache Grammy-Gewinner und Oscar-Preisträger Herbie Hancock ist nach wie vor mit hellwachem Interesse am Puls der Zeit in Sachen Welt-Kultur, Technologie, Business und Musik zu finden. Er setzt sich als Vorsitzender des Thelonius Monk Institute of Jazz für die Ausbildung junger Jazz-Künstler aus aller Welt ein und ist kreativer Berater des Los Angeles Philharmonic Orchestra. Vom französischen Premierminister Francois Fillon erhielt er die Auszeichnung 'Commandeur des Arts et des Lettres'. 2011 ernannte ihn die UNESCO aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes für Frieden durch Dialog, Kultur und Kunst zum Botschafter des guten Willens.

Herbie Hancock: Musik und Religion als Antrieb

Seit 1972 ist Hancock Mitglied der buddhistischen Religionsgemeinschaft Sōka Gakkai International. Der Süddeutschen Zeitung erklärte er 2010 in einem Interview, dass Musik nicht von Musik, sondern vom Leben handelt - ebenso wie die Religion. Sie solle dabei helfen, ein produktives und sinnvolles Leben zu führen. Musik und Religion gehören zum Leben, weil sie es bestimmen. Zur Aufgabe des Musikers gehöre es daher, den menschlichen Geist zu erheben. Für Hancock ist Musik ein Werkzeug, nur die Religion habe den Blick auf das große Ganze.

Der als Christ aufgewachsene und erzogene Musiker beschäftigte sich ab Ende der 1960er-Jahre, als eine ganze Generation ihre spirituellen Reisen unternahm, intensiver mit Fragen der Religion. Seine, so Hancock, helfe ihm, sich selbst besser zu verstehen und andere zu respektieren.

"Wir sind nicht bloß hier, weil wir geboren worden sind, sondern weil jeder von uns einen Auftrag, einen Zweck hat. Wir sollen etwas tun, das nur jeweils einer tun kann"

erklärte Hancock noch vor wenigen Jahren im Interview. Für ihn ist das zweifelsohne: Musik spielen, und das auch live.

Konzerttipp

Herbie Hancock kommt unter anderem am 10. November 2019 in die Frankfurter Jahrhunderthalle und am 13. November in die Philharmonie am Gasteig in München. Karten gibt es unter www.kj.de.