Felix Leibrock ist ein Mann mit einer ungewöhnlichen Karriere. Er hat Germanistik und Geschichte in Freiburg, Bern und München studiert, arbeitete als Buchhändler und studierte evangelische Theologie. Der Pfarrer war lange Jahre Stadtkulturdirektor in Weimar - und ist heute Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerkes (EBW) in München. Vor allem aber schreibt Leibrock Bücher. Soeben ist sein erster Krimi erschienen: "Todesblau".

Literatur und Theologie gehören für den Pfarrer eng zusammen: "Ein Buch ist wie eine Predigt: Beide kommen nur an, wenn sie die existenzielle Situation der Lesenden oder Hörenden treffen", erklärt Leibrock. Sich diesem Wettbewerb zu stellen, noch dazu als Pfarrer in einem großen Publikumsverlag, sei für ihn eine "positive Herausforderung", sagt der 55-Jährige.

Für das Genre des Kriminalromans hat sich der Pfarrer bewusst entschieden: "Die Bibel ist auch ein Krimi: Sie beginnt mit der Lüge, setzt sich über den Brudermord fort, kennt die zerstörerische Gier des überdimensionierten Turmbaus", sagt Leibrock. Außerdem lasse sich Bildung leichter über einen Krimi vermitteln.

In seinem Buch greift Leibrock denn auch tief in die bildungshistorische Kiste. Als Schauplätze wählt er die Städte Weimar und München mit ihren Museen und Hochschulen. Der Polizist Sascha Woltmann ermittelt in einem seltsamen Mord an einer mittellosen alten Frau - und dem mysteriösen Verschwinden eines berühmten Gemäldes von Lyonel Feininger.

"Ich wollte Weimar und München um eine Facette bereichern", erklärt Leibrock. München sei die Stadt des Blauen Reiters. Diesen Gedanken habe er aufgegriffen und weitergesponnen. Aus der Münchner Künstlergruppe "Blaue Reiter" wird am Bauhaus in Weimar die Gruppe der "Blauen Vier". Der Künstler Lyonel Feininger malt "Die blaue Kathedrale" - und eben dieses Bild wird zum zentralen Angelpunkt des Krimis.

Leibrock ist Krimi-Pfarrer

Leibrock verbindet fiktive und reale Kunstwelten mit dem Behördenalltag von Kriminalbeamten und Streifenpolizisten. Die Mischung aus Hochkultur und Plattenbauten, gegenwartsbezogenen Beobachtungen und historischen Einsprengseln verbindet der Autor mit humorvollen Dialogen. Der in die Jahre gekommene Polizist Sascha und dessen Schulfreundin Mandy sind sympathische und authentische Figuren mit genügend Tiefgang, die Geschichte voranzutreiben. Wie es sich für einen Krimi gehört, wird das Rätsel erst auf den letzten Seiten gelöst.

Die positive Resonanz, die Felix Leibrock bei den ersten Lesungen des Kriminalromans in Buchhandlungen erfahren hat, ist ihm ein Ansporn: "Todesblau bildet den Auftakt einer Krimireihe", erklärt er. Er wolle "keine Provinzkrimis schreiben, die nur die Leute in der betreffenden Stadt interessieren". Wenn in seinem Buch ein Pfarrer auftauche, dann wolle er damit keine konkrete Person beschreiben, sondern vielmehr den "Pfarrer als Typus".

Jetzt allerdings geht Leibrock erst einmal auf Lesereise, besser gesagt, zu seinen Lese-Events. Denn der Weimarer Sänger und Entertainer Peter Frank begleitet den Autoren mit eigens für diesen Anlass komponierten Songs. Im Juni war der Pfarrer bisher durch Sachsen und Thüringen. In Bayern liest Leibrock am 1. August - und zwar beim Literaturfest in Grainau.

Nachtrag: Hier geht es zum Artikel über den Krimi "Schattenrot" von Felix Leibrock.