Die Ausgrenzung von Minderheiten ist Thema einer Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum München, die bis 10. November zu sehen ist. Anhand von historischen und aktuellen Dokumenten werde verdeutlicht, wie Ausgrenzung "zur Spaltung und zum endgültigen Ausschluss von Minderheiten" führen kann, erklärte der Wiener Kurator Andreas Brunner zur Eröffnung in München.

Die Verfilmung von Hugo Bettauers Roman "Die Stadt ohne Juden" aus dem Jahr 1924 bilde die Klammer für die Ausstellung, die Vergangenheit und Gegenwart verbinde, so Brunner. Einzelne Filmszenen verweisen auf die schrittweise Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung während des Aufstiegs der NS-Bewegung in den 1920er und 1930er Jahren. Anhand von fünf Stationen wird gezeigt, wie Polarisierung und Stereotypisierung zu Empathielosigkeit, Brutalisierung und schließlich zum Ausschluss einzelner Gruppen aus der Mehrheitsgesellschaft führen können.

Brettspiel "Pogromly" von NSU im NS-Dokumentationszentrum München
Das antisemitische, den Nationalsozialismus verherrlichende Spiel „Pogromly“ wurde von den NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt entworfen und in rechten Kreisen vertrieben. Ziel des Spiels ist es, die auf dem Spielbrett genannten Städte „judenfrei“ zu machen. Das Spiel ist im NS-Dokumentationszentrum München zu sehen.

Brettspiele aus NS-Zeit und NSU-Verschnitt von "Monopoly"

Die Stationen verbinden Exponate aus Geschichte und Gegenwart: So ist beispielsweise das antisemitische Brettspiel "Juden raus" aus dem Jahr 1938 zu sehen, das die Vertreibung der Juden spielerisch darstellt und damals als "überaus lustig" angepriesen wurde. Aus den 1990er Jahren stammt das Brettspiel "Pogromly", das von den NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt produziert und in rechten Kreisen vertrieben wurde.

"Wir begreifen die Ausstellung auch als Befragung der Besucher", erklärte Mitkuratorin Barbara Staudinger. So greife die Schau gegenwärtige Entwicklungen in Politik und Gesellschaft auf. Viele Exponate machten aber auch deutlich, dass jeder Einzelne der Ausgrenzung von Minderheiten "jederzeit etwas entgegensetzen kann", sagte Staudinger.

Rahmenprogramm: Wellküre-Abend über "Rechtsruck"

Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehört die Vorführung des Films "Die Stadt ohne Juden" am 5. Juni mit anschließender Diskussion über die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte. Am 17. Juli diskutieren der Historiker Doron Rabinovici und der Soziologe Natan Sznaider über "neuen" und "alten" Antisemitismus. Am 27. September präsentieren die "Wellküren" ein musikalisch-kabarettistisches Programm zum Thema "Rechtsruck". Die Schau mit dem Titel "Die Stadt ohne. Juden, Ausländer, Muslime, Flüchtlinge" war bereits in Österreich zu sehen und wurde für München ergänzt und erweitert.