(Aktueller Hinweis der Veranstalter vom 14. März 2020, 13.33 Uhr: Die im Text erwähnte Aufführung wird verschoben auf den 10. und 11. Oktober 2020)

Die Mischung aus Gospel, Rock ’n’ Roll, Motown und Pop, die von den Komponisten Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken auf die Texte von Librettist Andreas Malessa komponiert wurde, zog bereits im Frühjahr 2019 die Besucher des Chormusicals "Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt" in ihren Bann. Die Stiftung "Creative Kirche" hatte das Chormusical in ökumenischer Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche im Rheinland, dem Bistum Essen und dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden erstmals in der Essener Grugahalle in Deutschland auf die Bühne gebracht.

Regisseur Andreas Gergen erzählt in dem Stück mit minimalistischen Inszenierungsmitteln, einem 600-köpfigen Chor, Musicalsolisten, einer Big-Band und einem Streichorchester die Geschichte des berühmten schwarzen US-amerikanischen Bürgerrechtlers Martin-Luther King und eine Zeit des Umbruchs und der sozialen Verwerfungen in den 1960er-Jahren. Thematisiert werden nicht nur sein gewaltsamer Tod durch ein Attentat, sondern auch Kings legendäre Rede beim Marsch auf Washington, seine zahlreichen Gefängnisaufenthalte und die familiären Schwierigkeiten, seine Botschaft vom gewaltlosen Kampf für Menschenrechte oder seine Zeit in West-Berlin, als King es schaffte, ohne Pass nach Ost-Berlin einzureisen. Passend dazu werden historisch verbürgte Anekdoten eingeflochten wie die Weigerung der Schwarzen Rosa Parks, in einem Bus den Platz für Weiße zu räumen, was das Ende der Rassentrennung in den USA mit einläutete.

Mit dabei: das Nürnberger Christkind Benigna Munsi

Starker Stoff für ein Chorprojekt, das seit Januar durch ganz Deutschland tourt und für das bald nach der Erstaufführung auch Sänger und Chöre aus ganz Bayern gesucht wurden, die beim einzigen bayerischen Gastspiel am 14. März mit dabei sein wollen. Und auch noch tags drauf: Es hatten sich nämlich so viele Stimmen bei Dirigent Michael Lippert von der Kantorei St. Georgen aus Bayreuth gemeldet, dass noch einmal 600 Sänger bei einer Zusatzaufführung am 15. März auftreten. Viele Teilnehmer kommen vom Projektchor von St. Georgen in Bayreuth sowie vom CVJM-Chor, mit dabei sind unter anderem auch die Gospelchöre von Wunsiedel und Warmensteinach sowie ein Chor aus Naila. Und natürlich auch Chöre aus anderen Kirchenkreisen sowie etliche Einzelsänger.

Gleich mit im Boot war das Nürnberger Christkind der Jahre 2019/20 Benigna Munsi. So ganz ohne Perücke und Kleid werden die Besucher die 17-Jährige auf der Bühne inmitten der ganzen Musiker dann wohl nur schwer wiedererkennen. Auch wenn ihr strahlendes Lächeln sicher das ein oder andere Mal aus der Reihe blitzt, wenn die Geschichte rund um den gewaltlosen Kampf des Baptistenpastors und Friedensnobelpreisträgers, der 1968 erschossen wurde, auf die Bühne kommt.

Chorprobe beim Nürnberger Projektchor für das Martin-Luther-King_Musical
Die Hände hoch: Beim Proben ist nicht nur Sangeskraft und Tonreinheit gefragt, auch der ganze Körper geht bei der beschwingten Musik mit.

Für Benigna ist es auch keineswegs wichtig, dass man sie auf der Bühne erkennt. Im Probenraum im Gemeindehaus St. Bonifaz ist sie eine von vielen, auch wenn die Chorleiterin Benedicta Kleiner ihre Mutter ist und noch zwei Geschwister in der bunt gemischten Gruppe im Alter zwischen 15 und 80 Jahren mitsingen. "Ich habe während meinen Auftritten in der Adventszeit gelernt, dass ich klar trennen kann: Das Christkind ist das Christkind, Benigna ist Benigna", sagt sie.

Derzeit wird zweimal pro Woche geprobt – einmal das "gewöhnliche" Programm der Singgemeinschaft, die regelmäßig zu hohen Festen bei Gottesdiensten auftritt, und dann eben noch die Songs für das "King"-Musical.

Einige der Sänger waren schon beim Pop-Oratorium "Luther" mit dabei

Auch beim großen Pop-Oratorium "Luther" im Reformationsjahr 2017 waren Benigna und einige der Sänger mit rund 3000 anderen schon dabei. "Das war schon beeindruckend, daher freut es mich, dass wir auch bei diesem Projekt mitmachen. Man kann dann auch mal etwas anderes singen; Jazz, Pop und Gospel stehen in der Regel nicht auf unserem Programm", meint Benigna. Von der Musik ist sie begeistert, zugleich aber auch über die erweiterte Geschichtsstunde, die alle Beteiligten des "King"-Musicals erhalten. Überhaupt höre sie so ziemlich alles gerne, von Klassik bis Rap, "außer krassen Metal", erklärt Benigna.

Und dann ist da auch noch viel Bewegung mit im Spiel, wenn Benedicta Kleiner vorne am Piano stehend in die Tasten greift und die Sänger die Hände hochwerfen, die Hüften schwingen und mit den Fingern schnippen, um die schmissigen Rhythmen zu untermauern. "Da macht nicht nur das Singen Spaß, sondern man hat auch gleich etwas Bewegung", erklärt Olga Maierl. Der ältesten Sängerin im Nürnberger Chor sieht man die 80 Lenze nicht an, was mitunter auch an ihrem Hobby liegen mag.

Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner ist Schirmherrin

Für Kleiner ist die Mehrarbeit durch Zusatzproben und auch die Fahrt zu den Regionalproben vorab und dann zum Auftritt nach Bayreuth eine Selbstverständlichkeit. "Wenn nicht hier, wo dann sollte man als ökumenischer Chor denn mitmachen?", sagt sie mit Blick auf den Stoff rund um Martin Luther King, der zeitlebens dafür kämpfte, dass Hautfarbe und Herkunft egal seien und es auf den Charakter der Menschen ankomme. Am eindrucksvollsten ausgedrückt durch seine berühmte Rede "I have a dream", die er am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington vor mehr als 250 000 Menschen vor dem Lincoln Memorial in Washington, D.C. hielt und die natürlich auch für das Musical vertont wurde.

Die evangelische Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat die Schirmherrschaft übernommen. "Beim Singen lebt meine Seele auf. Ich singe weniger als ich gerne würde", erklärt Greiner gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Erfahrung auch in anderen Landeskirchen bei großen Mitmachmusicals zeige, dass für solche gezielten Projekte Menschen mitsingen, die zu keinem Chor gehören, auch Jugendliche. "Diese Projekte sind allerbeste Nachwuchswerbung für unsere Chöre", meint Greiner. Gute Kirchenmusik sei die stimmigste Weise der Mission. Das "King"-Musical zeige, welche Kraft im Glauben an Christus gründet und wie sehr dieser Glaube Kraft habe, die Welt zu verwandeln. "Die Stärkung dieser Hoffnung brauchen wir mitten in unserer Gesellschaft und in unserem Leben."