Sechs Schautafeln stehen im Speisesaal des Sigmund-Faber-Heims in Hersbruck im Nürnberger Land. "30er Jahre" steht da beispielsweise: es geht um Sportereignisse, den Zeppelin über Nürnberg, wie Hitler Reichskanzler wurde. Elisabeth Prenzl ist Mitte der 1920er in der damaligen Tschechei geboren und erinnert sich an ihre Kindheit. Ihr Vater starb 1932, der Einmarsch der Deutschen in ihrem Land ist ihr im Gedächtnis und der Krieg.

Auf der Tafel, die an die 1940er erinnern sind Begriffe wie der Holocaust, die Weiße Rose, das Hitlerattentat zu lesen. Margot Bergmann aus Breslau war 15 Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. "Man musste immer wach sein, durfte den Anschluss nicht verpassen, damit man nicht verhungert ist", erzählt sie den Jugendlichen vom Paul-Pfinzing-Gymnasium, die zum gemeinsamen Geschichtsunterricht gekommen sind.

Andreas Gerstacker ist bereits 92 Jahre alt. Der gebürtige Hersbrucker hat den Schülern von seiner Kindheit in Armut berichtet, wie er zur Marine kam und die Anekdote, wie er mit einer schlitzohrigen Notlüge wieder aus der Gefangenschaft nach Hause konnte. Das Leben ging weiter, daraus schöpfen die Senioren heute noch Kraft.

Brücken zwischen den Generationen

Zwischen Senioren und Schülern liegen Lebenswelten. Und doch gibt es Brücken: Tanzen, sich aufhübschen, Lebenslust - das habe der Krieg nicht zerstört, erzählt Elisabeth Prenzl. Die Schülerin Anna Brunnacker hat von ihr erfahren, dass man sich damals mit den Freunden in Tanzclubs getroffen hat, die "hintenrum besorgten" Pumps und Perlonstrümpfe auf dem Nachhauseweg auszog, "um sie schonen". Ihr gefalle es auch, mich mit anderen zu treffen und tanzen zu gehen, sagt Anna und hat eine Gemeinsamkeit mit der Jugend von damals entdeckt.

Der Evangelische Schulpfarrer Georg Scharrer besucht seit 20 Jahren das Seniorenheim der Diakonie Neuendettelsau mit seinen Schülern. Freiwillige zu finden, die nachmittags für ein oder zwei Stunden ins Seniorenheim gehen, ist nicht immer einfach, "man muss da immer anstoßen, weil es für die Jugendlichen eine ganz andere Welt ist", räumt er ein.

Die kommenden Schuljahrgänge sollen mit den Senioren im Sigmund-Faber-Heim die Schautafeln zur erlebten Geschichte komplettieren und mit einem Touchscreen für Videos und Radio-Interviews ergänzen. Die 70er und 80er Jahre sollen auch noch drankommen, erklärt Scharrer.

Nicht alt, sondern lebenserfahren

Wenn es um die 30er und 40 er Jahre ging waren die Seniorinnen und Senioren sind nicht immer begeistert, wenn Erinnerungen wieder aufgewühlt wurden. "Ich bin skeptisch, wenn ich über das Thema Krieg sprechen soll, weil mich das immer noch belastet", sagt Elisabeth Prenzl. Aber das Gespräch mit der Jugend hat auch manche lustige kleine Begebenheit wieder ins Gedächtnis zurückgebracht hat. Das habe ihr gut gefallen. "Da habe ich mich an so schöne Sachen erinnert, die heute noch lieb und wertvoll sind." Andreas Gerstacker lobt die Jugendlichen. Das seien keine oberflächlichen Gespräche mit ihnen gewesen, sagt er, "da war Interesse da".

Die Schüler wiederum konnten von "Lebenserfahrungen" profitieren und sind auf die Idee gekommen, sich auch darüber Gedanken gemacht, was sie aus ihren ersten 20 Lebensjahren in Erinnerung behalten wollen. Der Schüler Vinzenz Ries zum Beispiel sagt: "Den guten Zusammenhalt mit meinen Freunden möchte ich nicht vergessen und das Tanzen möchte ich nicht verlernen."