Ein Stück über ihr Leben und Wirken würde man vielleicht nicht im religiösen Kontext erwarten. Und doch passt die Mischung, die von Chopin-Balladen bis zu Brecht-Liedern reicht und von einem neuen Duo-Recital umklammert wird, perfekt in die Passionszeit.

Der Nürnberger Autor und Rezitator und die Fürther Kirchenmusikdirektorin sind während ihrer langjährigen Zusammenarbeit mittlerweile in einem "Jubiläumsmodus" angekommen. Im Luther-Jahr widmeten sie Katharina von Bora ein gemeinsames Werk, 2018 war das 200. Fürther Stadtfest Anlass einer Gemeinschaftsarbeit. Und jetzt ist es die von den Konservativen gehasste, von den Sozialisten teils als zu extrem gemiedene und nach ihrem Tod vom DDR-Regime für sich vereinnahmte Rosa Luxemburg.

Rosa, deren Vorfahren Rabbiner waren, sei selbst nie praktizierende Jüdin oder Christin gewesen, sei aber vor allem mit ihrem Protest gegen Krieg und Ausbeutung immer im Dialog mit biblischen Botschaften gewesen, sagt Herrschel. Eines der ersten Lieder im Recital ist daher ein original jüdischer Kantoren-Gesang: "Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum" (Psalm 92) auf Hebräisch. Und Rosa war fortschrittlich: "Niemand darf die religiösen Überzeugungen der Menschen verfolgen oder beleidigen", schrieb sie in ihrem Aufsatz "Kirche und Sozialismus" im Jahr 1905.

Bibelfeste Rosa

"Es ist spannend zu sehen, wie bibelfest sie war. In ihren Schriften wird immer wieder auf die Propheten oder die Bergpredigt verwiesen. Sogar den Luther zugeschriebenen Satz ›hier stehe ich, ich kann nicht anders‹ zitiert sie sinngemäß, als sie ihren Einsatz für den Klassenkampf und die proletarische Revolution rechtfertigt", erklärt der in Regensburg aufgewachsene Herrschel. Die innere Entwicklung Luxemburgs ebenso wie ihre Vita hat er in sieben Texte umgesetzt, die als Klammer für das rund einstündige Werk dienen. Der Nürnberger Komponist Lorenz Trottmann hat die Musik geschrieben: Klänge wie Kanonensalven, die den Krieg und die Gewalt, mit der sich Luxemburg konfrontiert sah, widerspiegeln. Daneben grummelnd-mäandernde Moll-Akkorde, stellvertretend für ihre Zerrissenheit, auch während der langjährigen Haft.

Trottmann ist einer der vielen Musiker, mit denen Sirka Schwartz-Uppendieck in rund 20 Jahren etwa 80 Werke für Fürth und die Region auf die Beine gestellt hat. Uraufführungen, die das kulturelle Leben bereichern und die für die Kirchenmusikdirektorin ebenso wie für die anderen Profis Gelegenheiten sind, neben dem Konzert- und Auftragskompositionsbetrieb neue Kunst zu schaffen. Aus Idealismus, nicht um Geld zu verdienen.

Weitere Spielorte geplant

Umso mehr freuen sich Michael Herrschel und Sirka Schwartz-Uppendieck, dass ihr Luxemburg-Stück nun an zwei Spielorten aufgeführt werden kann. Im September steht noch die renovierte Synagoge in Ermreuth auf dem Programm. Dann sind die beiden Künstler aber schon in den Vorbereitungen für das nächste Stück. Ob es wieder ein "Jubiläumswerk" ist, wollen die beiden noch nicht verraten, lassen aber schon einen weiten Blick ins Jahr 2025 zu: Dann steht die 200-jährige Wiederkehr des Baubeginns der Fürther Auferstehungskirche auf dem Kreativ-Plan. 

Am 15. März erklingt "Rosas Glaube an ein Leben vor dem Tod" erstmals um 19.30 Uhr im Evangelischen Bildungswerk in Regensburg, am 23. März um 18 Uhr dann in der Fürther Auferstehungskirche.