Es ist ein neues Wort und es ist markenrechtlich geschützt: "Diakoneum". Erklären, was christliche Sozialfürsorge und Diakonie wollen, das ist die Idee hinter dem Namen. Er soll in ein paar Jahren in Rummelsberg für einen bayernweit einzigartigen Bildungsort stehen. "Wir haben in der Gesellschaft eine galoppierende Säkularisation", stellt der Historiker und Initiator des Diakoneums, Thomas Greif, fest. Weil sie es nicht besser wüssten, ließen Hundebesitzer im Dom ihr Hündchen aus dem Weihwasserbehälter trinken, viele könnten mit Bildern wie dem von den "Sieben Werken der Barmherzigkeit" gar nichts mehr anfangen. Dieser säkularer werdenden Welt will das Diakoneum christliches Arbeiten erklären.

In Rummelsberg bei Nürnberg, dem Sitz der Rummelsberger Diakonie mit über 5.000 Beschäftigten, stellte Greif das Vorhaben vor, einen "Bildungsort für bayerische Diakonie- und Sozialgeschichte" zu schaffen. Der Ansatz: zeigen, auf welchen Werten diakonische Arbeit fußt. Es werde die diakonischen Aktivitäten und ihre politischen Dimensionen "ins Schaufenster stellen", erklärt Greif. Und es soll "ethisch weiterdenken", was die Zukunft für das christliche Arbeiten bringen könnte.

"Was ist in einer Welt, in der vielleicht bald das Alterungs-Gen ausgeknipst werden kann oder Designerbabys per Katalog bestellt werden können", fragt er.

Der Landrat des Landkreises Nürnberger Land und mittelfränkische Bezirkstagspräsident, Armin Kroder (Freie Wähler), ist von dem Vorhaben überzeugt: "Ein solcher Bildungsort, wie es das Diakoneum werden soll, mit einem modernen, inklusiven und multimedialen Ansatz kann erfolgreich mithelfen, die Werte zu vermitteln, die wir für den sozialen Zusammenhalt und unsere Gesellschaft brauchen", sagt er dem Evangelischer Pressedienst (epd).

Kroder glaubt, dass man in zehn Jahren in bundesweiten geschichtlichen Fragen, die die Diakonie betreffen, "zwangläufig in Rummelsberg landen wird". Hier könne "Gutes und weniger Gutes ausgeleuchtet" werden.

Begeistert vorangetrieben hat das Vorhaben Diakoneum der scheidende Vorstandsvorsitzende der Rummelsberger, Günter Breitenbach: Er selbst habe immer den Ansatz gehabt, mit Geschichte zu arbeiten. "Ich habe den Rummelsbergern ihre Geschichte erzählt, weil es nötig war, ihr Selbstverständnis neu zu vergewissern", erklärt er.

Er habe "einen Hang zum Heimatmuseum", aber das Projekt habe eine Eigendynamik entwickelt, "das wird etwas Größeres".

Es könnte durchaus sein, dass der zu entwickelnde Bildungsort dann nicht im Diakoniemuseum im Haus Nummer 47 unterkommt, sondern in einem neuen Gebäude "von der Größe eines besseren Edekamarktes" in der Mitte von Rummelsberg, wie es Breitenbach beschreibt. Ein Architekt wird beauftragt, das zu prüfen. Außerdem soll eine Museumsagentur den Prozess planen.

Bisher gibt es in Rummelsberg ein kleines Diakoniemuseum, das zum 125-jährigen Jubiläum der Rummelsberger Diakonie entstanden ist. In dem Haus Nummer 47 hat Greif seit 2015 feine, durchdachte Ausstellungen gezeigt. Zum Beispiel 2017 die Sonderausstellung "Kaiser, Kanzler, Rummelsberger. 21 Fußnoten deutscher Geschichte". Sie basierte auf der Idee, dass jeder Mensch mit seiner Biografie auch Teil großer Geschichte ist. Von der wilhelminischen Kolonialpolitik über die Schlacht von Verdun, die Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Frauenemanzipation spannte sich der Bogen.

Momentan präsentiert das Museum den zweiten Streich: In "Feldlazarett und Wanderkino" laufen die ersten Sozialfilme, die in Deutschland gedreht wurden. Die Diakonie setzte in den 1920er Jahren bereits Bewegtbilder für die Aufklärung über ihre Arbeit ein.

Das Rahmenprogramm mit Erzählcafés oder Musikabenden und der ersten Museumsapp in leichter Sprache zeigt, wohin die Reise beim Diakoneum gehen könnte.

Bereits in diesem Sommer findet außerdem mit dem Verein für Bayerische Kirchengeschichte eine wissenschaftliche Tagung zur Geschichte der Diakonie statt. Ohne Kooperationspartner können und wollen die Rummelsberger das Projekt nicht stemmen. Schon für die derzeit laufende Ausstellung "Feldlazarett und Wanderkino" haben die wichtigsten diakonischen Träger eine Zusammenarbeit intensiviert.

Etwas über 100.000 Euro investieren die Rummelsberger jetzt in die Konzeptphase. 41.000 Euro kommen aus dem regionalen LEADER-Programm, Diakonie Bayern, andere Partner und die Gemeinde Schwarzenbruck unterstützen das Vorhaben und rund 50.000 Euro kommen aus der Kasse der Rummelsberger. "Für so was hams a Geld?" - diese Frage habe ihm schon lange keiner mehr gestellt, sagt Günter Breitenbach. Die Diakonie weiß, dass sie ihre Ideen und Anliegen darstellen muss. "Museen machen das anschaulich, was man ansonsten nur in Büchern lesen kann".