Die Epitaphienkultur auf den bekannten Nürnberger Friedhöfen St. Johannis und St. Rochus steht neuerdings auf der Liste des immateriellen Kulturerbes in Bayern. Der evangelische Pfarrer Jonas Schiller hält den Titel für einen "großen Gewinn". Er wünsche sich, dass die Ernennung den Menschen mehr ins Bewusstsein bringe "was für einen Schatz, der für jeden offen ist, wir hier in Nürnberg haben", sagte Schiller, der Vorsitzender des Friedhofsvorstands ist.

Nach wie vor hätten die beiden Friedhöfe eine höhere Auslastung nötig, stellte Schiller fest. Der Titel des immateriellen Kulturguts könne mehr Leute dazu bringen, Grabstellen mit den metallenen Reliefen auf den beiden Friedhöfen zu kaufen und zu pflegen, hofft der Pfarrer. "Wir sind kein Museum", die Pflege des Kulturguts müsse aus dem laufenden Betrieb finanziert werden, erklärte er. In den vergangenen zwei Jahren hat die kirchliche Stiftung "Wahrzeichen bewahren" immer wieder die Restaurierung markanter Denkmäler unterstützt.

Epitaphien vereinfachen Grabpflege

Anders als viele meinen, ist der Liegeplatz auf dem Nürnberger Johannisfriedhof oder St. Rochus kein Privileg alteingesessener Nürnberger Familien. Die 6.500 Grabfelder in St. Johannis und 3.500 auf dem Rochusfriedhof können alle kaufen. Wer sich hier einen Ruheplatz aussucht, bekommt den liegenden Steinblock mit dem metallenen Relief - dem Epitaph - gleich mit. "Die Kosten für ein denkmalgeschütztes Epitaph sind vielleicht etwas höher als für eine gewöhnliche Grabstelle", sagte der Pfarrer, "aber dafür ist die Pflege des Grabs einfacher". Es genüge eine schöne Blumenschale auf den Sandstein zu stellen.

Schon bevor der Johannisfriedhof und der kleinere Rochusfriedhof 1518 eröffnet wurden, ist es wohl bei den Nürnberger Familien üblich gewesen, die Familiengräber mit aus Bronze gegossenen Reliefs zu verzieren, sagen Heimatforscher. Auf dem Johannis-Friedhof finden die Tausenden Touristen jährlich die Gräber von Albrecht Dürer, Veit Stoß oder Ludwig Feuerbach.