Es ist ein in Süddeutschland beliebtes, knuspriges Salzgebäck: die sogenannte "Seele". Hergestellt aus Weißmehl, Hefe, Wasser und Salz ähnelt es einem kleinen Baguette, das mit grobem Salz und Kümmel bestreut ist. Während es früher nur zum katholischen Gedenktag "Allerseelen" (2. November) gebacken wurde, ist es heute das ganze Jahr über erhältlich.

Die ovalen oder länglichen Teigstücke zählen zu den "Gebildbroten", besonders geformte Brote mit symbolischer Bedeutung, die im Jahres- und Lebensbrauchtum eine Rolle spielen. Die "Seelen" habe es früher auch als süßes Gebäck und nicht nur in der heute verbreiteten salzigen Version gegeben, sagte Marianne Honold vom Ulmer Museum der Brotkultur. Von Hand geformt, gleiche keine Seele der anderen. Ihre Form beziehe sich wohl auf die überlieferte Vorstellung, dass die Seele oval sei.

Seele: Brot mit mit Salz und Kümmel

Am 2. November gedenkt die römisch-katholische Kirche den verstorbenen Gläubigen und betet für ihre Seelen. Schon seit mehr als 1.000 Jahren wird der Gedenktag begangen. Nach dem mittelalterlichen Volksglauben kehrten die Seelen der Verstorbenen in dieser Zeit in ihre Heimat zurück. Daher legten die Menschen "Allerseelenbrot" und Wein als Totenspeisung auf die Gräber. Heute werden die Gräber auf den Friedhöfen mit Blumen und Kerzen geschmückt.

Nicht nur die Verstorbenen, sondern auch Arme, Dienstboten und Kinder erhielten Zuwendungen in Form von Seelenzöpfen oder Allerseelenbrötchen. Kinder und "Arme-Seelen-Geher" bettelten bei Bauern "um der armen Seelen willen". Je mehr solcher Seelgeher auf einem Hof erschienen, um so mehr Segen lag angeblich auf ihm.

Vom Allerseelenbrot zur "guten Seele"

Aus dem Allerseelenbrot entwickelte sich im Laufe der Zeit die Kurzform "Seele". Die Gebäckstücke seien auch als Geschenk beliebt gewesen, sagte Honold. Noch bis in die 50er Jahre verschenkte man sie an besonders nahe stehenden oder liebe Menschen. Daher stammt auch die heute noch bekannte Bezeichnung "gute Seele".

Dass die Allerseelenbrote nicht nur als Speise der Lebenden und Toten bedeutsam war, sondern auch im Liebesbrauch, erfährt man auch im 1955 gründeten weltweit ersten Brotmuseum in Ulm. Bis Ende des 19. Jahrhundert galt es als Heiratsantrag, wenn ein junger Mann seinem Mädchen eine große "Seele" schickte. Dann blieb nicht mehr viel Zeit zum Heiraten, weil die für Hochzeiten verbotene Adventszeit näher rückte.