Der Reformator Martin Luther (1483-1546) lebte in einer Zeit des Umbruchs. Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit war geprägt von großen Veränderungen in vielen Lebensbereichen. Dabei gingen Reformbewegungen innerhalb der Kirche Hand in Hand mit neuen technischen Innovationen insbesondere im Buchdruck.

Wissen und Bildung waren lange Zeit nur für eine kleine Elite zugänglich und wurden in Klöstern gepflegt. Erst im Spätmittelalter entstanden Schulen und Universitäten, so dass die Nachfrage an Büchern stieg. Die Zahl der schreibkundigen Mönche zur Vervielfältigung der Werke reichte nicht mehr aus. So bildeten sich weltliche Schreibstuben und der Klerus verlor seine Bildungshoheit. Die Volkssprache setzte sich durch und die lateinische Sprache trat immer mehr in den Hintergrund.

Gutenberg ist Erfinder des modernen Buchdrucks

Auch Martin Luther war ein Freund der Volkssprache. Die Bibelauslegung sollte nicht länger Gelehrten und dem Papst überlassen werden. Allein die Bibel ("sola scriptura") sollte als Richtschnur für Glaubensfragen gelten. Luther wollte, dass jeder vom Bauern bis zum Adligen den Inhalt der Bibel verstehen sollte. Für die Verbreitung der Schrift kam die Erfindung von Johannes Gutenberg gerade recht.

Gutenberg hatte um das Jahr 1440 die Idee, einzelne bewegliche Lettern zu einer Druckvorlage zusammenzusetzen. Damit revolutionierte er den Buchdruck. Die Bibel wurde das erste gedruckte Buch der Welt und ist bis heute eines der meist verkauften Bücher.

"Die hohen Wohltaten der Buchdruckerei sind mit Worten nicht auszusprechen. Durch sie wird die Heilige Schrift in allen Zungen und Sprachen eröffnet und ausgebreitet, durch sie werden alle Künste und Wissenschaften erhalten, gemehrt und auf unsere Nachkommen fortgepflanzt." (Martin Luther, Tischreden)

Sechs Schriftsetzer und zwölf Drucker sowie weiteres Hilfspersonal arbeiteten fast drei Jahre am Druck der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel. Für den normalen Bürger war sie unbezahlbar: Ein Exemplar war für den stolzen Preis von 42 Gulden zu erwerben. Von den geschätzten 200 Exemplaren sind heute noch 49, teils fragmentarische Reste, vorhanden.

So kam es bereits vor Martin Luthers Bibelübersetzung zu 18 gedruckten deutschen Bibeln, davon 14 in hochdeutscher und vier in niederdeutscher Sprache. Die älteste gedruckte deutsche Bibel stammt aus dem Jahr 1466. Johannes Mentelin, ein ehemaliger Gehilfe Gutenbergs, hatte sie in Straßburg gedruckt. Die Mentelin-Bibel basiert textlich auf dem lateinischen Bibeltext der Vulgata.

Die vorlutherischen Bibelübersetzungen waren jedoch noch sehr ungelenk. Martin Luther orientierte sich zusätzlich zu dem lateinischen Bibeltext auch an den hebräischen und griechischen Grundtexten. Er übersetzte nach dem Prinzip: "Man muß nicht die Buchstaben in lateinischer Sprache fragen, wie man soll deutsch reden, sondern man muss die Mutter im Hause, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und danach dolmetschen, so verstehen sie es denn".

Martin Luther übersetzte die Bibel

Innerhalb von elf Wochen übersetzte Luther das Neue Testament auf der Wartburg. Unter der Bezeichnung "Septembertestament" wurde sie 1522 veröffentlicht. Bereits im Dezember war die erste Auflage mit 3.000 Exemplaren vergriffen. Es folgte die zweite revidierte Auflage mit sprachlichen Verbesserungen an 576 Stellen.

War die Übersetzung des Neuen Testaments noch in einer Rekordzeit für Luther möglich gewesen, so brauchten die Übersetzungsarbeiten am Alten Testament insgesamt 13 Jahre. Besonders der hebräische Urtext bereitete Luther Schwierigkeiten. Daher holte er sich Hilfe bei seinem Freund Philipp Melanchthon, Professor für hebräische Sprache. Das erste zweibändige Werk als Gesamtausgabe aller biblischen Bücher erschien 1534 bei Hans Luft in Wittenberg. Luther feilte bis zu seinem Lebensende an seiner Übersetzung.

Die geschätzte Gesamtauflage von Luthers hochdeutscher Bibelausgabe beläuft sich auf eine halbe Millionen Exemplare. Damit machten seine Schriften fast ein Drittel der deutschsprachigen Buchproduktion in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus. Dieser enorme Erfolg verleitete viele seiner Schüler und andere Autoren dazu, das so genannte "Luther-Deutsch" in ihren Schriften zu verwenden. Die Reformation, der Buchdruck und Martin Luther hatten demnach auch einen großen Anteil an der Entstehung einer hochdeutschen Schriftsprache.

Wie der Buchdruck zu Zeiten Gutenbergs funktionierte

Bücher sind im Mittelalter ein Luxus. Mönche schreiben in stundenlanger Arbeit Texte ab und verzieren sie mit schmuckvollen Lettern und Bildern. Sowohl Material als auch Aufwand sind teuer. Daher konnten sich nur sehr reiche Menschen Bücher leisten. Zumindest bis Johannes Gutenberg 1450 mit einem neuen Druckverfahren die Buchproduktion revolutionierte.

Herstellung der Lettern

  • Aus hartem Material wird ein Muster Letter angefertigt.
  • Der Muster Letter wird auf einen Klotz aus weichen Kupfer geschlagen, so dass ein Abdruck entsteht – die sogenannte Matrize.
  • In die Matrize wird flüssiges, heißes Blei gegossen.
  • Der entstandene Bleiletter wird auf einem Holzblock angebracht.

Buchdruckverfahren

  • Alle Buchstaben einer Seite werden in richtiger Reihenfolge auf einem Rahmen angebracht. Die Buchstaben werden mit Druckfarbe eingepinselt.
  • Auf die gefärbten Lettern wird nun das zu bedruckende Papierblatt gelegt.
  • In einer Presse werden Lettern und Papierblatt fest aufeinander gepresst, damit sich die Buchstaben auf dem Papier abbilden. Von diesem Vorgang stammt auch das Wort Presse für Zeitungen oder Zeitschriften.
  • Nach dem Trocknen der Farbe konnten die vielen Seiten zu einem Buch zusammengefügt und mit einem Einband versehen werden.

Die neue Drucktechnik verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Bereits nach 20 Jahren hat sie sich endgültig durchgesetzt. Erst die Erfindung des Offsetdrucks im 20. Jahrhundert verändert das Druckverfahren erneut und der Siegeszug der Zeitung beginnt.