Als ein »Leuchtturmprojekt« hat die stellvertretende Generalkonservatorin im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Susanne Fischer, in Nürnberg die Restaurierung des Weltgerichtsportals und des Marienkrönungsportals an der Sebalduskirche bezeichnet. Die beiden Tore erstrahlen nach zweijähriger Renovierungszeit in neuem Glanz.

Allerdings sieht sie der Betrachter von heute nicht in der »knallbunten« Fassung, die sie in ihrer Entstehungszeit im frühen 14. Jahrhundert hatten, wie Restaurator Eberhard Holter erklärte. Dies würde nicht mehr in das Gesamtbild des gealterten Bauwerks mit insgesamt sechs Hauptportalen passen.

Der Restaurierung ist eine langjährige detektivische Forschungsarbeit an den beiden Plastiken vorausgegangen. Unter anderem hatte die Wissenschaftlerin Alexandra von Aken an 300 Stellen des sogenannten Tympanons vom Weltgericht die verschiedenen Farbschichten nachgewiesen.

St. Sebaldus in Nürnberg: Schwierige Restaurierung

Eine Restaurierung war aber zunächst nicht möglich, weil das vom gipshaltigen Ruß gehaltene Gestein abzubröckeln drohte, erklärte Architektin Alexandra Fritsch beim Ortstermin. In einem interdisziplinären Forschungsprojekt wurde daher an einem Konservierungsstoff getüftelt. Der ist nun gefunden und verbindet den Stein mit den Farbschichten.

Der Konservierungsstoff kann in Zukunft farbig gefasste, sogenannte polychrome Bildhauerkunstwerke retten, wie sie in der Gotik an vielen Kathedralen in Europa in Auftrag gegeben wurden, sagte Denkmalpflegerin Fischer.

Auch schon bei Arbeiten an kleineren Landkirchen seien Restauratoren inzwischen sensibilisiert, dass die Steinmetzarbeiten in ihrer Entstehungszeit farbig waren. Dagegen hätten beispielsweise die Restauratoren im nordfranzösischen Amien Anfang des neuen Jahrtausends die historischen Farben mit dem Witterungsschmutz restlos abgewaschen.

Behutsame Rekonstruktion des Steinportals

Hätte man den Stein an den Portalen der Sebalduskirche nur gereinigt, hätten sich auch hier die früheren Ölfarben als Schichtenpakete abgelöst, erläuterte Alexandra Fritsch. Die Entwicklung des Konservierungsstoffs förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Bruckmayer Stiftung mit über 100 000 Euro.

Restauratorenwerkstätten sind seit Jahrzehnten mit dem Erhalt der Sebalduskirche beschäftigt. Bereits seit 1998 widmen sich die Experten den Reliefportalen. Ihre Bildhauer könnten die gleichen gewesen sein, die auch am Bamberger Dom gearbeitet haben, vermutet Holter.

In die Sebalduskirche in Nürnberg, eine der beiden großen Hauptkirchen der Stadt, kommen nach Angaben von Pfarrer Jonas Schiller jährlich rund 300 000 Besucher aus nah und fern, um dort unter anderem mehrere Werke der berühmten Bildhauer Veit Stoß und Peter Vischer zu betrachten.