Das ambitionierte und auf zehn Jahre angelegte Projekt "art residency wildbad" der evangelischen Landeskirche und ihrer Tagungsstätte geht damit in die zweite Runde. 2017 hatte das Künstler-Duo "Böhler & ­Orendt" mit einer "Besuchergruppe" aus Epoxidharz-Skulpturen im Park des Wildbads den ersten Akzent gesetzt.

Ulrike Mohr hat Freie Kunst und Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert. 2004 wurde sie Meisterschülerin bei den Professorinnen Inge Mahn und Karin Sander. Mohr ist vor allem mit Projekten im öffentlichen Raum in Erscheinung getreten. Dabei kreist sie häufig um materiale und räumliche Verwandlungen (siehe Fotostrecke).

Seit einem Studien- und Arbeitsaufenthalt in den USA im Jahr 2012 arbeitet die Künstlerin vermehrt mit Holzkohle, die sie selbst köhlert. Einen "Grenzgänger" nennt die Künstlerin dieses Material, mit dem sie sich in ortsbezogenen Arbeiten beschäftigt: Sie sammelt Holz von einem Ort, transformiert es komplett zu Holzkohle und zeigt großformatige Zeichnungen im Raum.

Holzkohle, die von Künstlern seit Menschengedenken zum Zeichnen verwendet wird, ist in Ulrike Mohrs Installationen selbst Zeichen und Ausdruck von Widersprüchlichkeit: Sie ist kristallin und fragil, Holzkohle absorbiert das Licht und schillert in den Farben des Regenbogens, sie wirkt schwer und ist doch federleicht.

Für das Projekt "art residency wildbad" können sich Künstler nicht selbst bewerben. Eine Fachjury schlägt jährlich neue renommierte Künstler vor, die Kunstwerke auf dem Gelände des Wildbads entwickeln sollen. Die Arbeiten verbleiben dauerhaft im Park und verwandeln diesen Zug um Zug in einen Skulpturengarten.

Das Wildbad stellt Kost und Logis für die Künstler sowie ein Atelier. Außerdem erhalten die Künstler ein Budget von 30 000 Euro, hinzu kommen weitere Gelder von der bayerischen Landeskirche und von Sponsoren – heuer vom "Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst" und dem Kunstfonds Bayern.

 

Internet: www.ulrikemohr.de

Ulrike Mohr: Aktion Restgrün. 2006. Verpflanzung von fünf wildgewachsenen Bäumen, Palast der Republik, Berlin.
Zu Ulrike Mohrs bekannteren Arbeiten gehört die Installation »Aktion Restgrün / Neue Nachbarn«. Für sie rettete Mohr wild gewachsene Pflanzen vom Dach des DDR-»Palasts der Republik«, der 2006 abgerissen wurde. Sie kartierte die Büsche und Bäume und verpflanzte sie in originalgetreuer Anordnung (Ulrike Mohr: Aktion Restgrün. 2006. Verpflanzung von fünf wildgewachsenen Bäumen, Palast der Republik, Berlin).
Ulrike Mohr: Betula Pendula. Palastbaum. Schild mit botanischer Klassifizierung. Permanent, seit 2012, Kunstverein Arnsberg, Bürgergärten Arnsberg.
Ulrike Mohr: Betula Pendula. Palastbaum. Schild mit botanischer Klassifizierung. Permanent, seit 2012, Kunstverein Arnsberg, Bürgergärten Arnsberg.
Ulrike Mohr: Signalkugel. Permanente Arbeit im öffentlichen Raum, seit 2011, Doppelkaianlage May-Ayim-Ufer, Berlin-Kreuzberg.
Die öffentliche Installation »Signalkugel« am May-Ayim-Ufer in Kreuzberg spiegelt die Form des Berliner Fernsehturms am »Alex« und reagiert als leuchtende Boje auf vorbeifahrende Schiffe (Ulrike Mohr: Signalkugel. Permanente Arbeit im öffentlichen Raum, seit 2011, Doppelkaianlage May-Ayim-Ufer, Berlin-Kreuzberg).
Ulrike Mohr: Signalkugel (nachts). Permanente Arbeit im öffentlichen Raum, seit 2011, Doppelkaianlage May-Ayim-Ufer, Berlin-Kreuzberg.
Ulrike Mohr: Signalkugel (nachts). Permanente Arbeit im öffentlichen Raum, seit 2011, Doppelkaianlage May-Ayim-Ufer, Berlin-Kreuzberg.
Licht und Schatten, Leben und Tod: Die Berliner Künstlerin Ulrike Mohr arbeitet seit einigen Jahren mit dem widersprüchlichen Material Holzkohle.
Licht und Schatten, Leben und Tod: Die Berliner Künstlerin Ulrike Mohr arbeitet seit einigen Jahren mit dem widersprüchlichen Material Holzkohle.
Ulrike Mohr: Pflanze – Nicht – Pflanze. 2016. Hängende Holzkohle und verschiedene geköhlerte Objekte im Kakteenhaus. Gruppenausstellung „The Analogy between Bulbs and Buds – A Sculpture Garden“, Botanischer Volkspark Berlin.
Ulrike Mohr: Pflanze – Nicht – Pflanze. 2016. Hängende Holzkohle und verschiedene geköhlerte
Objekte im Kakteenhaus. Gruppenausstellung „The Analogy between Bulbs and Buds – A Sculpture Garden“, Botanischer Volkspark Berlin.
Ulrike Mohr: Black Sea Resonance. 2017. Raumzeichnung aus hängender Holzkohle, gefunden im Schwarzen Meer. 4 x 7 x 5 m. Beitrag zur 6. Internationale Sinop Biennale, Sinop (Türkei).
Ulrike Mohr: Black Sea Resonance. 2017. Raumzeichnung aus hängender Holzkohle, gefunden im Schwarzen Meer. 4 x 7 x 5 m. Beitrag zur 6. Internationale Sinop Biennale, Sinop (Türkei).
Ulrike Mohr: Wasserzeichnung. Schwimmendes geköhlertes Holz, Draht, 12 x 6 m. Möhnesee, 2017.
Ulrike Mohr: Wasserzeichnung. Schwimmendes geköhlertes Holz, Draht, 12 x 6 m. Möhnesee, 2017.