Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Schiff der alten Johanneskirche Partenkirchen am Sonntagabend: 108 Synodale und ihre Präsidentin, zahlreiche Oberkirchenräte und der Landesbischof, dazu viele Gäste - auch aus der evangelischen Gemeinde Garmisch-Partenkirchen, die ja an diesem Abend eigentlich Gastgeber waren. Und so begrüßte Ortspfarrerin Ulrike Wilhelm die bayerische Landessynode beim Eröffnungsgottesdienst ihrer Herbstsitzung, die bis Donnerstag, 29. November 2018 im Garmischer Kongresshaus tagt.

Gastfreundschaft habe im Loisachtal eine lange Tradition, so Wilhelm: "Das Werdenfelser Land ist seit der Römerzeit ein Land für Reisende." Heute sei die Bergwelt Hauptmotor für den Tourismus – und auch wenn Zugspitze & Co sich pünktlich zu Synodenbeginn in dicken Nebel gehüllt hätten, "weiten die Berge doch unseren Blick über alle Arbeitsberge hinaus", sagte die Pfarrerin, die selbst Mitglied der Landessynode ist.

Predigt hält Theologieprofessor Ralf Frisch

Die erste Horizonterweiterung nahm der Theologieprofessor Ralf Frisch, Referent der Landessynode, in seiner Predigt vor. Er rückte die Frage des Bedeutungsverlusts von Kirche und Glaube in den Mittelpunkt. Viele Menschen seien "als abgeklärte Kinder der Aufklärung" überzeugt, dass es Gott nicht gebe. Der Pfarrer skizzierte vier Formen von Gottesferne: die wunschlose, die verzweifelte, die humanitäre und die menschenverachtende Gottvergessenheit.

Kennzeichen der ersten sei, "die Dinge nicht so ernst zu nehmen" – oder mit Monty Python: "Always look at the bright side of life." Verzweifelte Gottesferne versuche, auch mit Ellbogeneinsatz "aus diesem Leben alles herauszuholen", weil es keinen tieferen Sinn gebe. Manche setzten an die Stelle eines Schöpfers das eigene humanitäre Engagement: Weil "kein Gott da ist, der alles fügt und heilt", müssten sie selbst die Welt retten, so Frisch. Menschenverachtende Gottvergessenheit hingegen verweigere jedes solidarische Miteinander und erschleiche sich "als Alternative für was auch immer" Salonfähigkeit.

Doch auch vor Christen mache die geistliche Hoffnungslosigkeit der Gegenwart nicht Halt, mahnte Frisch. Gerade "Kirchenmenschen" dürften sich aber nicht hinter Lebensweisheit und Ethik verstecken, nur um nicht über Gott sprechen zu müssen. Menschen, die nicht mehr an Gott glaubten, wollten spüren, ob Christen "den Geschichten der Desillusionierung, der Überforderung, des Hasses etwas entgegenzusetzen haben, das stärker ist, als wir jemals sein könnten", so Frisch. In einer Welt, in der "so wenig für Gott spricht", wollten sie hören, "ob wir Kirchenchristenmenschen etwas zu sagen haben, das ganz anders ist als alles, was diese müde, nervöse und überstrapazierte Welt sich selber sagen kann", sagte der Theologe. 

Frisch ermutigte die Gottesdienstbesucher, "die Geschichte Gottes" zu erzählen. Manche Worte in der Bibel seien lebensrettend. "Nichts und niemand ist verloren. Alles wird neu. Alles wird heil. Denn alles, was ist, ist aus Liebe. Alles, was ist, ist aus Gott", sagte Frisch.

Der Gottesdienst wurde musikalisch stimmungsvoll begleitet vom Weilheimer Dekanatschor "Cantorix" unter Leitung von Dekanatskantor Wilko Ossoba-Lochner und Anne Voit-Isenberg. Die Kollekte kam den Werdenfelser Werkstätten und der Sanierung des evangelischen Gemeindehauses in Partenkirchen zu Gute.

Landessynode Garmisch Kirchenmusik Gottesdienst
Kirchenmusikdirektor Wilko Ossobo-Lochner mit dem Cantorix-Dekanatschor von Weilheim beim Eröffnungsgottesdienst der bayerischen Landessynode in Garmisch-Partenkirchen.
Eröffnungsgottesdienst Landessynode 2018 in Garmisch-Partenkirchen