Die Altersbezüge der bayerischen Pfarrerinnen und Pfarrer sollen auf den Prüfstand gestellt werden - im Klartext: es geht um Kürzungen der Pensionen. Auf der Frühjahrstagung der Landessynode in Schwabach wurde eine schrittweise Senkung der Ruhestands-Bezüge von aktuell 71,75 Prozent des letzten Brutto-Monatsgehalts zur aktiven Dienstzeit auf 70 Prozent diskutiert. Für sozialversicherungspflichtige Angestellte mag das mit Blick auf ihren eigenen Rentenbescheid eine "weltfremde Diskussion" sein, sagt Corinna Hektor, erste Vorsitzende des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins: "Das Thema ist jedoch weitaus komplizierter, als es der schnelle Blick auf die Zahlen vielleicht vermitteln mag."

Frau Hektor, seit Jahren heißt es aus der Kirchenleitung, man müsse angesichts der Demografie sparen. Sie sehen das als Pfarrer- und Pfarrerinnenverein anders? Weshalb?

Hektor: Seit ich für die Landeskirche arbeite, höre ich, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern muss sparen, weil demnächst ist sie arm. Zwischen 1996 und 2016 sind die Mitgliederzahlen zwar um elf Prozent gesunken, die Kirchensteuereinnahmen aber um 75 Prozent gestiegen. Das heißt: Wir hängen viel stärker an der Konjunktur als an absoluten Mitgliederzahlen - das heißt, alles ist sehr schwer planbar. Derzeit haben wir aber die höchsten Steuereinahmen aller Zeiten. In so einer Situation kann ich keinem Pfarrer und Diakon erklären, dass sie - während immer mehr von ihnen verlangt wird - weniger Pension kriegen als geplant.  

Angedacht ist, die Höhe der Pensionen von derzeit 71,75 Prozent des letzten Bruttogehaltes auf 70 Prozent abzusenken. Ist das nicht - gesamtgesellschaftlich gesehen - eine sehr moderate Anpassung?

Hektor: Wenn es dabei bliebe, wäre es das. Aber die Wahrheit ist eine andere. Der wesentliche finanzielle Anteil der geplanten Kürzung bei den Pensionen ist die Streichung der Sonderzahlung - des Weihnachtsgeldes also. Rechnet man das aufs ganze Jahr herunter, beträgt die geplante Kürzung 7,5 Prozentpunkte und nicht 1,75. Es geht aber auch ums ganz Grundsätzliche: Bisher haben wir bei der Besoldung der Kirchenbeamten eine Anlehnung an den Staat. Wenn neue Tarife ausgehandelt wurden, wurden die von der Kirche übernommen, mit allen Kürzungen. Da gab es nie Probleme, auch wenn diese Einschnitte schon schmerzlich waren.

epd: Die Attraktivität des Pfarrberufes hängt Ihrer Meinung nach also auch von der Höhe der Pensionen ab? Auch wenn diese künftig noch bei knapp 4.000 Euro brutto monatlich liegen werden?

Hektor: Mein Eindruck aus Gesprächen mit angehenden Theologen ist ein anderer. Die Frage ist für die jungen Menschen ja nicht nur, was das in Zahlen bedeutet - und sie sehen, wie der Arbeitgeber Kirche mit den Bediensteten umgeht und wie verlässlich er ist. Weshalb sollte jemand Religionspädagoge bei der Landeskirche werden, wenn er beim Staat als Religionslehrer mehr Planungssicherheit in Sachen Bezahlung bekommt? Hinzu kommt: Es gibt in unserer Landeskirche ein Notlagengesetz, das bei finanziellen Schwierigkeiten auch Eingriffe in die Besoldungsstruktur ermöglicht. Wer das ohne Notlage tut, gibt jede Rechtssicherheit preis.

 

Pfarrervereins-Vorsitzende Corinna Hektor