Am 29. Oktober 1923 begann in Berlin die Geschichte des öffentlichen Rundfunks. Mit den Worten "Achtung, Achtung, hier ist die Sendestelle Berlin im Voxhaus" wurde der 'Unterhaltungsrundfunkdienst', wie es damals noch hieß, gestartet.

Die Voraussetzungen dafür, dass das "Deutsche Rundfunkmuseum" bis zum Jahr 2023 im mittelfränkischen Fürth steht, sind nach Ansicht von Martin Schramm, Amtsleiter für Stadtarchiv und Museen der Stadt Fürth, gar nicht so schlecht. Schon jetzt habe man mit einer Dauerausstellung und dem Depot das "größte Rundfunkmuseum in Deutschland".

Rundfunkmuseum in Fürth: Radio-Geschichte auf 750 Quadratmetern

Aktuell wird auf vier Ebenen mit zusammen mehr als 750 Quadratmetern die Geschichte des Rundfunks von den Anfängen bis zur Gegenwart gebündelt. Inhaltlich ist die Ausstellung in vier Bereiche gegliedert: Anfänge, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder. Allerdings, räumt Museumsleiterin Jana Stadlbauer ein, sei die Ausstellung bislang eher eine "Geräteausstellung", die insbesondere die Herzen der Sammler und des Fachpublikums höher schlagen lässt. Außerdem wird es in der Öffentlichkeit eher als eine Art Grundig-Museum wahrgenommen.

Der Fürther Unternehmer Max Grundig hatte nach dem Zweiten Weltkrieg sein Elektrogeschäft zu einem Weltkonzern ausgebaut. Mit einem Röhrenradio für den Eigenbau, dem ersten Heinzelmann, legte er dafür den Grundstein. In dem damaligen Direktionsgebäude des früheren Grundig-Produktionsareals an der Stadtgrenze Fürth-Nürnberg ist seit 2001 das 1993 begründete Rundfunkmuseum untergebracht.

Grundig: Einst großer Arbeitgeber in Fürth und Nürnberg

Grundig beschäftigte in seinen Hochzeiten mehrere Zehntausend Mitarbeiter in Fürth und Nürnberg. Daher hängen an diesem Markennamen auch viele Emotionen im Großraum. Der Besucher stößt in der Sammlung auf 14 Herstellernamen, von denen Braun, Grundig, Nordmende, Saba oder Telefunken auch heute noch bekannt sind.

"Kuba" dagegen ist ein Name, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Dabei hinterlässt in der Ausstellung die Fernsehwand "Kuba-Komet" im stylischen Holzdesign der späten 1950er einen nachhaltigen Eindruck. Immerhin hat das Einrichtungsobjekt knapp 2.700 Mark gekostet. Ein Facharbeiter in der Branche verdiente damals 1,70 Mark in der Stunde und hätte dafür rund ein Jahr arbeiten müssen.

Jana Stadlbauer, Leiterin des Rundfunkmuseums Fürth, neben der Fernsehwand "Kuba-Komet" im stylischen Holzdesign
Das war einst Luxus pur: Jana Stadlbauer, Leiterin des Rundfunkmuseums Fürth, illustriert den früheren Wert einer Fernseherwand der Firma Kuba aus dem Jahr 1959. Für den Anschaffungspreis musste damals eine Arbeiterin ein gutes Jahr arbeiten.

Deutsches Rundfunkmuseum: Weg von reiner Geräte-Ausstellung

Solche Ausstellungsstücke allein sollen nicht mehr genügen: Das Rundfunkmuseum will ein zeitgemäßes Konzept entwickeln. Arbeitstitel der Vision von Martin Schramm: "Deutsches Rundfunk- und Medienmuseum". Man sei eben kein reines Radio-, sondern ein Rundfunkmuseum. Der Rundfunk erfasst als Sammelbegriff letztlich alle Formen von übertragenen Informationen, wie Bilder, Töne, aber auch Textdateien, über Funknetze, erklärt er. Inhaltlich sollen also auch Aspekte der Mediennutzung mit Handy berücksichtigt werden.

Und sozial- und kulturgeschichtlich müsse man sich deutlich verstärken. Gerade, wenn die neuen Medien in das Museumskonzept mit einbezogen würden, so ergänzt Stadlbauer, werde man auch den "Bildungsaspekt Medienkompetenz" berücksichtigen.

Wie das Gebäude umgebaut werden muss

Auch das Gebäude selbst sei Teil des Konzepts. Bislang habe man das Haus im Wesentlichen kosmetisch auf dem Stand der Zeit gehalten. Stadlbauer, die das Museum seit 2017 leitet, diagnostiziert selbst: "Das Haus ist prinzipiell veraltet." In kleinen Schritten hat sie erste Mitmachstationen eingeführt, Texttafeln aktualisiert und die Dauerausstellung komplett überarbeitet. Aber bis heute gibt es beispielsweise kein WLAN, obwohl diese Technik quasi zu den Kernthemen eines modernen Rundfunkmuseums gehört.

Baulich müsste etwa der Eingangsbereich neu gestaltet werden und das Gebäude energetisch auf den neusten Stand gebracht werden. Insgesamt schätzt Schramm die Kosten für bauliche und konzeptionelle Erneuerung auf gut drei Millionen Euro, um 2023 als Deutsches Rundfunkmuseum erstrahlen zu können. Vorausgesetzt man stoße beim Bauen nicht auf unvorhergesehene Risiken.

Der Fürther Stadtrat hat einstimmig für dieses Projekt gestimmt. Zuständig für das Konzept ist die Kulturstiftung Fürth, die bei Machbarkeit auch den Umbau übernehmen soll. Dafür soll sie auch Zustiftungen einwerben. Dass die Einrichtung ein gutes Händchen bei Schenkungen und Nachlässe für kulturelle Zwecke hat, hat sie bereits mehrfach bewiesen. Realisiert wurde beispielsweise von der Kulturstiftung das Kulturforum, die Musikschule und das Jüdisches Museum.