Digitalisierungsexperten aus ganz Deutschland haben bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing für einen souveräneren Umgang mit dem Internet plädiert. Unter dem Titel "Digitalcourage" diskutierten Wissenschaftler, Politiker, Publizisten und Mitglieder digitaler Initiativen über Probleme und Herausforderungen der digitalen Zivilgesellschaft.

Der Netzexperte Martin Modlinger rief dazu auf, sich stärker für digitale Rechte und ein freies Internet einzusetzen. "Wenn unsere Zukunft eine demokratische sein soll, dann müssen wir alle aufstehen und handeln", sagte er. Als Vorstandsmitglied der Stiftung Erneuerbare Freiheit mit Sitz in Ingolstadt setzt er sich besonders für Freiheitsrechte im Internet ein.

Modlinger: Zukunft nicht Tech-Konzernen überlassen

Vor den rund hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern warnte Modlinger, die Tools und Plattformen, die unsere digitale Kommunikation beherrschten, seien "nicht geeignet, den Kampf für eine bessere Welt zu unterstützen". Zudem seien wir im Begriff, "unsere Zukunft von Datenmonopolisten gestalten zu lassen, und dies in allen Bereichen von Mobilität und Stadtentwicklung bis hin zu Gesundheit", kritisierte er mit Blick auf das Engagement von Amazon, Google & Co. etwa bei der Entwicklung von Elektroautos oder Smart Cities.

"Von alleine werden Google und Facebook ihre Marktmacht, ihre Wirkmacht, ihren Profit nicht aufgeben", unterstrich Modlinger. Sie seien der Zivilgesellschaft in Sachen Daten, Software, Hardware und oft auch Expertise klar überlegen. Um ihnen entgegentreten zu können, müssten sich unter anderem digitale Organisationen und altbewährte Bewegungen dringend besser vernetzen, gemeinsam viel stärker auf Open Data setzen und mehr finanzielle Unterstützung erhalten.

Robert Helling: Auf Sicherheit im Netz achten

Robert Helling vom Chaos Computer Club München zeigte den Zuhörern konkrete Anwendungen, mit denen sie ihre Sicherheit im Netz erhöhen könnten. Dabei ging er auf Themen wie Passwort-Manager, Zwei-Faktor-Authentifizierung, Back-ups und verschlüsselte Kommunikation ein.

Er räumte jedoch ein, dass es im Netz keinen vollkommenen Schutz geben könne. Aus Angst deshalb gar keine Vorkehrungen zu treffen, sei aber der falsche Weg. "Jede Maßnahme, die meine Sicherheit erhöht, ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte er.

Digitale Initiativen stellen sich vor

Bei der Tagung konnten die Teilnehmer auch etwas über die Arbeit digitaler Organisationen erfahren, darunter die Berliner Digitale Gesellschaft, einem Verein, der sich für Grundrechte und Verbraucherschutz im digitalen Raum engagiert, und FragDenStaat.de, einer Plattform, die Bürgerinnen und Bürgern hilft, Anfragen an Behörden zu stellen und amtliche Informationen zu erhalten.