Geboren wurde Omar Sharif am 10. April 1932 in Alexandria in eine katholische syrisch-libanesische Kaufmannsfamilie. Michel Shalboub, so Sharifs eigentlicher Name, besuchte französisch- und englischsprachige Schulen, studierte in Kairo Mathematik und Physik. Die Wissenschaft lockte ihn aber nicht, das Kino umso mehr.

Der Regisseur Jussuf Chahine entdeckte ihn schließlich, 1954 engagierte er ihn für "Tödliche Rache" als Partner des Stars Faten Hamama. Hamama und Sharif wurden das neue Traumpaar des ägyptischen Kinos, drehten etliche Filme zusammen und waren auch privat ein Liebespaar.

Der Liebe wegen konvertiert

Um die muslimische Schauspielerin heiraten zu können, konvertierte Michel Shalboub 1955 zum Islam und nannte sich fortan Omar al-Sharif. Zwei Jahre später kam Sohn Tarek auf die Welt, 1966 trennten sich Sharif und Faten Hamama, 1974 wurden sie geschieden. Omar Sharif heiratete nie mehr.

Im ägyptischen Kino ist Sharif längst ein Star, als ihm 1962 mit "Lawrence von Arabien" auch im Westen der Durchbruch gelingt. Regisseur David Lean besetzt ihn als Scheich Sherif Ali, den kühnen Reiter im schwarzen Umhang, der im Ersten Weltkrieg den Abenteurer T.E. Lawrence (Peter O'Toole) gegen die Türken unterstützt. Die Kombination Sharif und O'Toole erweist sich als Glücksgriff, beide Stars ergänzen sich phänomenal.

Das Sharif-Lächeln verfehlt auch 1965 nicht seine Wirkung in "Doktor Schiwago", dem Film, der das Image des Stars auf immer festlegen sollte. Das dreistündige Melodram nach dem Roman von Boris Pasternak zeigt Sharif als tragischen Helden Jurij Schiwago, der in den Wirren der Oktoberrevolution um seine große Liebe Lara (Julie Christie) kämpft. Eine leidenschaftliche Kussszene wurde zum Klassiker, die Filmmusik, Maurice Jarres Ohrwurm "Lara's Theme", tat ein Übriges. Der Mann, die Musik, der Blick - Sharif ist Schiwago.

Von nun an kann Sharif sich die Rollen aussuchen, dreht Film um Film, Western, Krimis, Komödien, Abenteuerfilme, Thriller. Spielt mal einen mexikanischen Outlaw, mal den Mongolenherrscher Dschingis Khan, einen Scheich, einen Polizisten und Kronprinz Rudolf von Habsburg. Bedeutende Regisseure arbeiten mit ihm, Anatole Litvak ("Die Nacht der Generäle"), Sidney Lumet ("Ein Hauch von Sinnlichkeit") und Henri Verneuil ("Der Coup").

Zum Politikum wird 1968 William Wylers "Funny Girl" mit Sharif und Barbra Streisand in den Hauptrollen. Vor dem Hintergrund des ägyptisch-israelischen Sechs-Tage-Krieges fühlte sich die arabische Öffentlichkeit von der Liebesgeschichte zwischen einem Muslim und einer Jüdin provoziert. Vorsichtshalber macht Sharif um Ägypten eine Weile einen großen Bogen.

Omar Sharif genoss sein luxuriöses Star-Dasein, umgab sich gern mit schönen Frauen. Affären mit Filmpartnerinnen wurden ihm nachgesagt. Viele Rollen akzeptierte er nur, weil er dringend Geld brauchte für Leidenschaften wie Pferdewetten, Roulette und das Kartenspiel Bridge, das er als Profi betrieb.

Seit einer Herzoperation 1993 hat der Ex-Kettenraucher die Zigaretten ganz aufgegeben, den Whisky eingeschränkt. Er steht aber noch vor der Kamera. So auch 2003, als er mit "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" ein fulminantes Comeback erlebte. Mit sparsamen Gesten, stoppelbärtig und seinem - nun altersweisen - Lächeln spielt Sharif Monsieur Ibrahim, einen türkischen Gemischtwarenhändler im Paris der 60er, der einem einsamen jüdischen Jungen die Welt erklärt. Im selben Jahr wurde Sharif in Venedig für sein Lebenswerk mit einem Goldenen Löwen geehrt.

Tolerant und lebensklug

Seiner eigenen Sicht auf die Religion lag der tolerante, fromme, lebenskluge "Monsieur Ibrahim" nicht fern. In einer ägyptischen Zeitung sagte er: "Ich glaube an Gott, und ich glaube an die Religion. Aber wenn Menschen sich aus religiösen Gründen gegenseitig umbringen, das ist grotesk und widerwärtig. Juden glauben, dass nur Juden ins Paradies kommen, und Christen glauben, dass nur Christen ins Paradies kommen, und Muslime glauben, dass nur Muslime ins Paradies kommen. Warum sollte Gott in seiner großen Gerechtigkeit es zulassen, dass Menschen geboren werden, die nicht ins Paradies kommen können? Das ist absurd."

Omar Sharif lebt heute allein, in Paris und in Kairo - in der Nähe von Sohn und Enkeln. Hier hat er vor einem Jahr die Menschenmassen auf dem Tahir-Platz beobachtet. Die "Arabellion" sei die schönste Revolution von allen gewesen, erzählte er jüngst der Wochenzeitung Die Zeit, schöner als der Sturz des ägyptischen Königs Faruk 1952. Manchmal, so sagte er, säße er einfach nur da, läse nicht, schaue nicht fern, tue gar nichts. Und sei einfach nur glücklich.