Niemand zweifelt mehr daran, dass die Digitalisierung traditionelle Geschäftsmodelle im Medienbereich verändert. Insbesondere Journalisten müssen sich täglich damit auseinandersetzen, wie ihre Arbeit in Zukunft finanziert werden kann. Gleichzeitig entdecken Verlage und Medienunternehmen neue digitale Erlösquellen. Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, fasst die Situation zusammen: „Momentan sind nur zehn Prozent der digitalen Käufer bereit für Informationsangebote zu zahlen – das heißt, wir haben die Chance noch 90 Prozent zu erreichen.“

 

Medien und Community

Eben diese Reichweite erlangen Medien nur, wenn sie einen entscheidenden Grundsatz begreifen: Die Aufgabe des Online-Journalismus ist es nicht, die Menschen mit Informationen zuzuschütten, sondern den Menschen begreifbar zu machen, welche Rolle diese Informationen für sie persönlich spielen. Oder wie Hansi Voigt, ehemaliger geschäftsführender Chefredaktor des Newsportals watson.ch, sagt: „Die Frage ist: sind Sie noch ein Medium mit Community oder sind Sie schon eine Community mit einem Medium?“

Der Keynote-Speaker Voigt gibt zu, dass der Weg zur Community hart sein kann. „Spielen, Ausprobieren, Scheitern, Lernen“, heißt sein Rat. Dazu benötige es maximale Agilität in der Organisationsform und die Freiheit zu kreieren. Erst dann könne eine Plattform entstehen, die gleichzeitig ein Qualitätslabel – ähnlich dem eines Musiklabels – und kein Verlagshaus oder Zeitungsbund sei. In Zukunft werden laut Voigt starke Stimmen aus einem Label im selben Chor arbeiten.

Die Idee eine Community in die journalistische Arbeit mit einzubeziehen, hatte auch das Startup Unternehmen Merkurist. Es bietet regionalen Angeboten eine digitale Nachrichten-Plattform, auf der sich Leser via „Snip“, einem Themenvorschlag, beteiligen können. Für die Regionen Wiesbaden, Mainz und Frankfurt können Nutzer Bilder oder Videos auf der Plattform hochladen und Fragen stellen. Erreicht der Beitrag durch Klicks anderer Nutzer auf den „O-ha!“-Button genug Aufmerksamkeit, dann schickt der Merkurist seine Redakteure los, um einen fundierten, journalistischen Artikel über das Thema zu verfassen. Noch ist die Leserbeteiligung recht gering. „Aber wir glauben fest daran, dass unser Konzept funktioniert und möchten deutschlandweit expandieren“, sagt Sandra Heil vom Merkurist.

 

Der neue Qualitätsjournalismus

Der Trend für die Zukunft wurde an diesem Tag in Nürnberg ganz offensichtlich. Journalismus ist kein reines Senden von Informationen mehr, sondern auch ein Empfangen. Damit ändern sich Geschäftsmodelle, die Auffassung von journalistischem Arbeiten wie auch die Rolle des Journalisten.

Richard Gutjahr, Moderator der Veranstaltung und Journalist, ist selbst ein gutes Beispiel für den Wandel des Berufsbildes. Egal wie gut seine Texte sind, am Ende spielt auch die Followerzahl auf seinem Twitteraccount eine Rolle, wenn es darum geht, Aufträge zu erhalten. Im Podiumsgespräch mit Karsten Lohmeyer von „The Digital“ wurde schnell klar: Schreiben alleine reicht als Qualifikation nicht mehr aus. Zu den Grundanforderungen von Journalisten gehören laut Lohmeyer Social-Media-Kenntnisse, suchmaschinenoptimiertes Schreiben und ein Grundverständnis für das Programmieren. „Andernfalls schnappt der Content-Marketing den Journalisten die Leser weg“, sagt Lohmeyer.

 

TransformingMedia ist eine Veranstaltung der Bayerischen Medien-Servicegesellschaft mbh (BAYMS) gefördert vom bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie und wird veranstaltet in Kooperation mit Medien Netzwerk Bayern.