"Klar hab ich Lampenfieber, das gehört auch ein bisschen dazu", meint Simone Hahn, "Haus- und Hof-Pfarrerin" der Jakobskirche und am Sonntag für die Liturgie zuständig. Während man beim gewöhnlichen Gottesdienst flexibler sei und viele Menschen direkt ansprechen könne, müsse man im TV eine viel geradere Körper- und Kopfhaltung einnehmen. "Sonst wirkt man als Liturg wie ein wild gewordener Staubwedel", spricht sie aus der Erfahrung von Testdrehs.

Für Simone Hahn ist es schon der vierte Fernsehgottesdienst ihrer Amtszeit, für Mesner Mathias Landgraf der x-te. "Ich zähl nicht mehr mit", lacht der seit 2001 hier aktive Landgraf, dessen Service anscheinend auch die TV-Teams zu schätzen wissen. Jedenfalls hatte Michael Bammessel, der sich zum Abschluss der Frühjahrssammlung der Diakonie Bayern bereits vor einem Jahr um einen Platz im TV bemühte, beim Sender erst andere Kirchen vorgeschlagen, bis von Seiten des BR die Jakobskirche aufs Tableau kam.

"Wir haben zwar eine stimmungsvoll alt wirkende Kirche, die hat aber ideale Lichtbedingungen und auch die richtige Größe für solch ein Projekt", weiß Simone Hahn zu berichten. "Und bisher wurden wir immer von den Teams für unsere Kooperationsbereitschaft gelobt", ergänzt sie.

Fernsehgottesdienst erfordert viel Organisation

Da nimmt man dann schon mal in Kauf, dass für die Live-Übertragung einiges an Organisatorischen im Vorfeld geklärt werden muss. Stichwort Zeit: Der Egidienchor unter Volker Hagemann und Organist Manfred Meier-Appel haben genaue Vorgaben erhalten, wie lange Choralvorspiel, Strophen und Verse dauern dürfen. Bammessel hat exakt 14 Minuten Zeit zum Predigen, auch die Dauer der Gebete und liturgischen Teile müssen ins exakt einstündige Format passen. Tags zuvor wird bei einer Generalprobe dann noch einmal alles durchgegangen und eventuell angepasst. "Aufgeregt bin ich nicht, angespannt aber schon", gibt Meier-Appel zu.

Was man nicht planen kann, ist eine volle Kirche. "Wir haben alles mobilisiert, dass die Kirchenbänke voll werden", erklärt Simone Hahn. Und auch der Diakonie-Präsident hat den Mitarbeitenden Bescheid gegeben, dass Sonntagmorgen ein Kirchgang doch statthaft wäre. Passend zum Thema der Frühjahrssammlung, mit deren Erlös die Freiwilligendienste der Diakonie unterstützt werden sollen, sind zwei junge Frauen und zwei junge Männer mit dabei, die von ihren Erfahrungen im Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Bundesfreiwilligendienst erzählen – auch sie werden ein paar Leute mitbringen.

Premiere für Pfarrer Florian Ihsen

Noch jemand feiert am Sonntag übrigens Premiere: Pfarrer Florian Ihsen. Er ist seit Sommer 2018 stellvertretender Rundfunkbeauftragter der Bayerischen Landeskirche und verantwortet in dieser Funktion seinen ersten Gottesdienst im Alleingang. "TV-Gottesdienste sind keine Gemeindegottesdienste mit Kamera, sondern Gottesdienstform eigener Art. Die Menschen an den Fernsehgeräten sind Mitfeiernde", erklärt er.

Seit einem Jahr haben mehrere Treffen der Vorbereitungsteams stattgefunden, Texte und Musikprogramm wurden erstellt und redigiert, mit dem BR-Team fanden einige Besuche vor Ort statt. Ein Aufwand, der sich lohnt, wie Ihsen meint: "Die Kirche hat hier die Chance, in einem Massenmedium präsent zu sein, schwellenfrei, ohne die Schwelle zum Kirchengebäude, die für manche innerlich hoch ist", meint Ihsen, der mit rund 300.000 Zuschauern rechnet. "Bei aller Öffentlichkeit der Live-Übertragung: Der Gottesdienst wird von einzelnen in ihrem privaten Lebenszusammenhang gesehen. Dem entspricht, dass Religion zunächst eine ganz persönliche, intime Seite des eigenen Lebens berührt, die man auch nicht jedem zeigt und bei der man auch nicht von jedem gesehen werden möchte", sagt Ihsen weiter.

 

TV-Tipp

Fernsehgottesdienst in St. Jakob

Der Gottesdienst aus St. Jakob in Nürnberg wird am 3. März 2019 um 10 Uhr im Bayerischen Fernsehen übertragen. Auch in der BR-Mediathek wird er zu sehen sein. Wer den Gottesdienst besuchen will, sollte schon um 9.45 Uhr vor Ort sein.