Bei der offiziellen Eröffnung der Medientage München haben Branchenvertreter über die Herausforderungen der Digitalisierung vor dem Hintergrund der Corona-Krise diskutiert.

Wolfgang Blau, Gastforscher am Reuters Institute for the Study of Journalism, plädierte dafür, dass Journalismus sich nicht nur an seiner Fähigkeit zur Wahrheitsfindung messen dürfe, sondern auch daran, wie er Journalismus-Verweigerer erreiche.

Der "journalistische Reflex", auf die Wiederholung von Fakten zu vertrauen, reiche nicht mehr aus.

Entwicklung neuer journalistischer Formate

Blau schlug die Entwicklung alternativer journalistischer Formate unter Einbezug von Grundwissen der Psychologie und Hirnforschung vor, um diejenigen Mediennutzer zu erreichen, die sich Fakten verschließen.

Im kommenden Jahr würden sich im Hinblick darauf die Covid-Krise und die Klima-Krise als "journalistische Bewährungsproben" erweisen, sagte er.

Medienstaatsvertrag und Medienkonzentrationsrecht

Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Siegfried Schneider, sagte, der neue Medienstaatsvertrag sei ein "wichtiger Schritt" zur nachhaltigen Gestaltung der digitalen Transformation.

Überfällig sei jedoch auch ein neues Medienkonzentrationsrecht. Dieses müsse der vernetzten Medienwelt gerecht werden.

Die Medienstaatssekretärin von Rheinland-Pfalz, Heike Raab (SPD), die die Medienpolitik der Länder koordiniert, sagte, die Länder seien derzeit in der Diskussion über die Regelung des Medienkonzentrationsrechts.

Der neue Medienstaatsvertrag sichere die Auffindbarkeit journalistischer Inhalte im Digitalen. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, wie wichtig es gerade in der Corona-Pandemie sei, dass glaubwürdige Informationen auch im Internet leicht auffindbar sind.

Welche Angebote dazu gehören, solle alle drei Jahre überprüft werden.

Daniela Beaujean, Geschäftsführerin des Verbands Privater Medien Vaunet, sieht den neuen Medienstaatsvertrag als "großen Schritt in die Zukunft". Das Gesetz leiste auch einen Beitrag im Kampf gegen Desinformation, da Plattformen jetzt auch reguliert und beaufsichtigt würden, sagte sie.

Der Kampf gegen Desinformation

Marie Teresa Weber, Public Policy Managerin bei Facebook, sagte, das soziale Netzwerk sei sich seiner Verantwortung im Kampf gegen Desinformation sehr bewusst.

Es arbeite daher in Deutschland mit drei Redaktionen zusammen, die Behauptungen, die über Facebook verbreitet werden, überprüfen.

Wenn diese Faktenchecker feststellen würden, dass Informationen nicht stimmen, würden die entsprechenden Beiträge bei Facebook weniger prominent angezeigt.

So kommen Medienstaatsvertrag und Medienkonzentrationsrecht zustande

Der Medienstaatsvertrag, der den Rundfunkstaatsvertrag ablösen soll, wird zurzeit von den Parlamenten der Bundesländer ratifiziert. Neu ist, dass nun auch Suchmaschinen, soziale Netzwerke und andere Plattformen durch den Vertrag reguliert werden.

Die Regelungen zur Medienkonzentration wurden aus dem alten Rundfunkstaatsvertrag übernommen und sind somit weiterhin fernsehorientiert. Voraussichtlich kann das Gesetz noch in diesem Jahr in Kraft treten.

Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler und BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs unterstrichen die Leistungen, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Pandemie bereits erbracht habe.

Himmler sagte, er halte das öffentlich-rechtliche System für "unbedingt notwendig". Hinrichs betonte, die Corona-Krise habe "die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unterstrichen".

Die Mitarbeiter seien "bis zum Äußersten gefordert". Die geplante Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent auf 18,36 Euro zum 1. Januar 2021 sei auch deshalb gerechtfertigt. Der Medienänderungsstaatsvertrag zur Erhöhung des Rundfunksbeitrags wird derzeit ebenfalls von den Landesparlamenten ratifiziert.

Die Medientage München 

Die 34. Medientage München stehen unter dem Motto "This is Media Now" und finden wegen der Corona-Pandemie erstmals nur digital statt.

Der Kongress begann am vergangenen Samstag, bis einschließlich kommenden Freitag stehen mehr als 100 digitale Vorträge, Interviews, Masterclasses und Networking Sessions auf dem Programm.

Die Medientage werden von der BLM-Tochtergesellschaft Medien.Bayern GmbH veranstaltet und von der Bayerischen Staatskanzlei sowie der BLM gefördert.