Auf dem Gelände der Kirchengemeinde St. Thomas in Augsburg gibt es eine Biowiese. Die Gräser, Blumen und Pflanzen darauf werden nur einmal im Jahr geschnitten. Die Gemeinde hat sie unter anderem angelegt, um für Insekten einen blütenreichen Lebensraum zu schaffen. Auf der Wiese steht daher auch ein fast mannshohes Insektenhotel. Daneben sind in einigen Holzkästen, sogenannten Beuten, zwei Bienenvölker zu Hause. Die Gemeinde hat auch eine Kompostanlage. Ein Umweltausschuss schaut außerdem darauf, dass nachhaltig eingekauft und im Alltag möglichst viel Energie eingespart wird.

St. Thomas ist eine "Grüne-Gockel-Gemeinde". Das heißt: Sie nimmt teil am Umweltmanagement-System der Bayerischen Evangelischen Landeskirche (ELKB), dem Grünen Gockel. Insgesamt tun das nach Angaben von Wolfgang Schürger, dem Umwelt- und Klimabeauftragten der Landeskirche, derzeit bayernweit 135 Kirchengemeinden. Das sind knapp zehn Prozent aller Gemeinden. "Da gibt es also durchaus noch Luft nach oben", meint Schürger – auch wenn nicht jede Gemeinde, die etwas für die Umwelt tue, auch gleich beim Grünen Gockel mitmachen müsse. Schließlich hätten zwei Drittel aller Gemeinden in Bayern mittlerweile einen ehrenamtlichen Umweltbeauftragten.

Gemeinden haben Vorbildfunktion - auch beim Umweltschutz

Nichtsdestotrotz wäre es wünschenswert, wenn sich noch mehr Kirchengemeinden aktiv und nach außen sichtbar dem Umwelt- und Klimaschutz verschreiben würden. Dies gilt vor allem nach den Bildern dieses Sommers. Ausgetrocknete Felder, verzweifelte Landwirte, aufgeheizte Seen und nach Sauerstoff japsende Fische sollten Ansporn genug sein, um sich künftig noch mehr Gedanken darüber zu machen, ob man in der Gemeinde zu einem Ökostrom-Anbieter wechselt, die Heizung auf erneuerbare Energieträger umstellt oder weniger Auto fährt. Gemeinden haben hier Vorbildfunktion – und sie sollten sie wahrnehmen.

Es ist daher ein gutes Zeichen, dass die ELKB derzeit an einem integrierten Klimaschutzkonzept für die evangelische Kirche in Bayern arbeitet. Bis Frühjahr 2019 soll es Vorschläge geben, wie Kirchengemeinden und andere kirchliche Einrichtungen noch mehr für den Klimaschutz tun können.

Entscheidend ist aber, dass möglichst viele Gemeinden diese auch umsetzen. Dafür gilt es Anreize zu schaffen. Das könnten hauptamtliche Umweltbeauftragte in den Dekanaten sein, die die Gemeinden vor Ort noch stärker beraten. Oder auch ein Belohnungssystem nach dem Motto: Wer mehr für die Umwelt tut, bekommt mehr Kirchensteuer. Klingt gewagt? Natürlich. Aber die Umwelt sollte uns dieses Wagnis wert sein.