Die Zahl 100 wird schon in absehbarer Zeit keine Seltenheit mehr sein: Jeder zweite Mensch, der heute in Deutschland geboren wird, dürfte später einmal 100 Jahre und älter werden. So sagen es einige Bevölkerungsprognosen voraus. Sicher ist: Die Menschen werden immer älter. Das zeigt auch der erste Bericht zur Seniorengesundheit in Bayern, der jetzt vorgestellt wurde. Demnach werden im Freistaat im Jahr 2035 rund 3,6 Millionen Personen leben, die 65 Jahre und älter sind. Das ist eine Million mehr als heute.

Man kann diese Entwicklung von zwei Seiten sehen. Natürlich bedeutet eine alternde Gesellschaft einerseits steigende Gesundheitskosten, mehr Pflegebedürftige und – nimmt man die vergangenen Jahre zum Maßstab – mehr Menschen, die von Armut bedroht sind. Schon heute müssen von den knapp 2,7 Millionen Rentnern in Bayern nach Angaben des Sozialverbands VdK etwa 1,7 Millionen mit weniger als 1039 Euro im Monat auskommen. Bei diesem Einkommen liegt die Armutsgrenze im Freistaat.

Umbau des Rentensystems notwendig

Mit steigender Lebenserwartung wird sich das weiter verschärfen. Damit die alternde Gesellschaft keine Altersarmut-Gesellschaft wird, ist daher ein Umbau des staatlichen Rentensystems dringend notwendig, ebenso wie staatliche Angebote zur privaten Vorsorge. Aufgabe der Sozialverbände und der Kirchen wird es dabei sein, auf negative Entwicklungen immer wieder hinzuweisen – und politischen Druck zu machen, um sie zu korrigieren.

Gleichzeitig ist es wichtig, die Chancen zu betonen, die im zunehmenden Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft stecken. Denn auch das zeigt der Seniorenbericht: Die Bevölkerung wird nicht nur älter. Die Menschen sind auch länger fit. Sie sind meist mit ihrem Dasein zufrieden – und sie wollen sich aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen. Senioren zwischen 65 und 79 Jahren, so heißt es im Bericht, seien in etwa so fit wie die Gruppe der 55- bis 64-Jährigen. Nicht umsonst ist ein Drittel aller über 65-Jährigen in Bayern ehrenamtlich engagiert.

Alter als Chance

Es ist daher falsch, die alternde Gesellschaft lediglich mit höheren Kosten und mehr Problemen gleichzusetzen. Sie ist im Gegenteil eine Gesellschaft mit einer wachsenden Gruppe von Menschen, die für einen immer längeren Zeitraum Zeit, Erfahrung und Engagement einbringen kann. Das ist eine große Chance. Eine Chance, die sich im Übrigen auch die Kirchen zunutze machen sollten, die bei ihrem Werben um aktive Mitglieder oft nur auf die Jungen schielen. Stattdessen sollten sie auch die Älteren stärker in den Blick nehmen. Denn letztlich sind auch sie unsere Zukunft.

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