Zugegeben – Künstliche Intelligenz (KI) ist ein schwieriges Thema. Aber es ist wichtig.

Schon heute warten Wissenschaftler auf den "magischen Moment", an dem Computer die menschliche Intelligenz erreichen und dann übertreffen werden. In der Vergangenheit wurden Computer mit Algorithmen programmiert, die Wissenschaftler im Prinzip verstanden haben, sagt der Nobelpreisträger Venki Ramakrishnan. Sie basierten auf dem menschlichen Verständnis.

Diese Art der Programmierung habe sich aber grundlegend geändert. Programmierer haben Computern inzwischen erlaubt, sich selbst auf Daten zu trainieren, indem sie neuronale Netzwerke verwenden, die in etwa so lernen wie unser menschliches Gehirn. Diese Roboter kann man sich vorstellen wie kleine Wissenschaftler, die mit kindlicher Neugier ihr Wissen über die Welt erweitern. Dabei sei die Komplexität dieser Netzwerke inzwischen so gewaltig, "dass selbst Experten die Kausalität ihrer Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen können", sagt Ramakrishnan.

Was gehört verboten?

Nun geht es nicht darum, KI zu verteufeln oder zu bejubeln. Sofern der technologische Fortschritt dem Menschen dient, zum Beispiel im medizinischen Bereich, kann er positiv wirken.

Wo aber beginnt er, die roten Linien zu überschreiten? Es geht hierbei um die Rolle des Menschen in einer Zukunft intelligenter Apparate. Was ist da noch ethisch vertretbar, und was gehört verboten? In der Öffentlichkeit fehlt bislang eine ernsthafte Debatte darüber. Die Frage muss auch sein, warum sie bisher fehlt? Könnte es sein, dass Ethik und Menschenwürde auf dem Altar der Wettbewerbsfähigkeit geopfert werden?

Netzkonzerne wie Facebook verfügen über Daten von Milliarden von Menschen. Was, wenn Bürger, verführt durch intelligente Filterblasen oder täuschend echte Video-Botschaften, gezielt beeinflusst würden? Wer reguliert diese Konzentration von Macht? Bislang gibt es dazu kein international abgestimmtes Verfahren.

Künstliche Intelligenz löst Angst aus

Aus rein technischer Sicht ist Datenschutz "Gift" für lernwillige Algorithmen, sagt der Physiker Ranga Yogeshwar. Denn ohne Datenfütterung seien neuronale Netzwerke nutzlos. Wer KI weiterentwickeln möchte, ist angewiesen auf den direkten Zugriff auf unsere Gesundheitsdaten, auf Gesichter, Texte oder Sprache. Da könnten strenge ethische Regeln schnell zum Hindernis werden.

KI löst erst einmal Angst aus: Intelligenz war doch immer das, was uns besonders macht. Irgendwie spüren wir, dass dieser Gedanke überholt sein könnte. Doch so zu tun, als wüssten wir nicht, wohin die Reise geht, verbietet sich.