Kein Grund zur Panik. Die bayerische Landeskirche muss noch nicht am Hungertuch nagen.

Doch die Corona-Krise wird zu Steuerausfällen führen, Einschnitte drohen, fürs Erste muss eine Notlösung her. Ähnlich wie bei den Gottesdiensten, die – jedenfalls vor der geplanten behutsamen Öffnung – nur im Rundfunk und im Netz stattfanden. Auch wenn viele dabei das gewohnte Gemeinschaftsgefühl schmerzlich vermissten: Mit einer Vielzahl kreativer Ideen wurde die Kirche vor allem auf Gemeindeebene lebendig gehalten.

Menschen mit  Existenz- und Lebensraum-Ängsten

Immer wichtiger wird die Wahrnehmung der von der Krise besonders betroffenen Menschen. Dazu gehören vor allem die systemrelevanten Berufe im Gesundheits- und Versorgungssektor. Dazu gehören aber auch die vielen anderen Menschen mit ihren Existenz- und Lebensraum-Ängsten: Nicht jede Familie nennt ein Häuschen im Grünen ihr Eigen, nicht alle Eltern können ihren Kindern ein Lehrerersatz sein, nicht jeder Kurzarbeiter, Niedrigverdiener oder Kleingastronom kann sich seines Jobs, seiner Zukunft sicher sein.

Es ist deshalb gut, wenn Kirche und Diakonie immer wieder Staat und Gesellschaft an ihre Verantwortung erinnern und ihrerseits mit Hilfsprojekten – auch weltweit – selbst aktiv werden.

Riesige Solidaritätsanstrengung notwendig

Schon jetzt gibt es angesichts der Pandemie-Restriktionen große soziale Verwerfungen. Zu Recht hält deshalb Bayerns Landesbischof für die Zeit nach der Krise eine "riesige Solidaritätsanstrengung" für erforderlich und setzt dabei insbesondere auf die Wohlhabenden in unserem Land.

Ein Lastenausgleich zugunsten der Schwachen ist ohnehin überfällig: Die vergleichsweise ungerechte Besteuerung von Arbeitseinkommen und ererbtem Vermögen oder auch die Steuertricksereien so mancher Konzerne müssen endlich aufs politische Tapet. Es dürfen nicht dieselben Fehler gemacht werden wie nach der Finanzkrise, als die Gewinne privatisiert und die Verluste vergemeinschaftet wurden.

Neusortierung der Kirche

Corona hat aber auch überdeutlich die Fehlentwicklungen im deutschen Gesundheitswesen offenbart: mangelnde Vorsorge, Kommerzialisierung bei Kliniken und Krankenversicherungen, Verlagerung lebenswichtiger Apparate- und Arzneimittelproduktion ins Ausland, schlechte Bezahlung von Pflegekräften.

Nach der Krise wird sich auch unsere Kirche neu sortieren müssen. Mit Blick auf ihren Verkündigungsauftrag und die Mitgliederpflege sollte sie dann vor allem diakonische und seelsorgliche Prioritäten setzen. Es muss um einen gesellschaftlichen Neuanfang in Solidarität und Gerechtigkeit gehen – und damit auch um eine sozial-ökologische Erneuerung unserer Daseinsfürsorge. Das am Sonntag gepredigte christliche Menschenbild muss gerade nach Corona auch im Alltag seine Entsprechung finden.