Für den Verlauf der Reformation haben Träume eine wichtige Rolle gespielt. Thomas Müntzer hat seine Parteinahme für die Bauern im Kampf gegen die Obrigkeit mit göttlichen Eingebungen in Träumen begründet. Genauso Luthers Widersacher im Abendmahlsstreit, Ulrich Zwingli: Er hat auf Träume verwiesen, wenn er Luther mit Argumenten nicht mehr beikam.

Luther ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Für ihn war das ein Beleg dafür, dass sie sich unter den Einfluss des Teufels begeben hätten. Er war – ganz entgegen der Sicht seiner Zeit – Träumen gegenüber skeptisch.

Die in Oxford lehrende Historikerin Lyndal Roper machte nun bekannt, wie sich Luther gegen das Träumen wehrte: Er hat sich vor dem Einschlafen einen Becher Wein genehmigt. Trotzdem haben ihn nächtliche Bilder verfolgt, die ihn im Jüngsten Gericht zeigten. Wenn es gut ging, erschien er sich selbst in seinen Träumen als Prediger des Evangeliums.

Eine Ironie der Reformationsgeschichte ist, dass das Bild eines Traums von Luthers Beschützer Friedrich dem Weisen weite Verbreitung gefunden hat.

Das Gemälde von 1617 zeigt Luther mit einem überdimensionalen Federkiel, wie er die 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche schreibt. Friedrich hat seinen Traum mit folgenden Worten zu Protokoll gegeben: "Er führete auch eine so lange Feder, daß sie auch bis gen Rom mit ihrem Hintertheil reichte, und einem Löwen, der zu Rom lag, mit dem Sturtz in ein Ohr stach, daß der Sturtz zum andern Ohr wieder heraus ging, und strackte sich die Feder ferner biß an der Päbstlichen Heiligkeit dreyfache Krone und stieß so hart daran, daß sie begunte zu wackeln und wolte ihrer Heiligkeit vom Haupte fallen."

Es war nur ein Traum, aber er hat das Bild von der Reformation entscheidend geprägt.