Die einen machen beim Kirchenvorstand mit, die anderen beim Gemeindebrief. Manche helfen bei der Frauen- und Seniorenarbeit, andere in Gottesdienstteams. Etwa 155 000 Kirchenmitglieder engagieren sich freiwillig in den evangelischen Gemeinden im Freistaat. "Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ist eine Ehrenamtskirche", heißt es auf der Internetseite der bayerischen evangelischen Landeskirche.

Wie sehr dies zutrifft, hat sich in den vergangenen Jahren vor allem beim Thema Flüchtlinge gezeigt. Auch dort engagierten sich viele Menschen ehrenamtlich in Gemeinden und bei der Diakonie, um den Neuankömmlingen aus Syrien, dem Irak, Eritrea oder Pakistan zu helfen – bei Behördengängen, beim Lernen der Sprache, mit Nachhilfe, Fahrdiensten oder Patenschaften.

Heute, gut drei Jahre nach dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle in Deutschland, ist die Begeisterung vieler Helfer jedoch oft dem Frust gewichen. Zermürbende Diskussionen mit Behördenvertretern oder die oft vergeblichen Versuche, den Geflüchteten langfristig eine Arbeitsstelle zu verschaffen, haben so manchen Helfer das Handtuch werfen lassen: Vielerorts ist die Zahl der Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe deutlich geschrumpft. In Kempten etwa gab es nach Angaben der Diakonie im Jahr 2015 noch rund 550 Freiwillige. Heute ist es nur noch etwa die Hälfte. In anderen Regionen sieht es ähnlich aus.

Ein langer Atem ist notwendig

Ein Mutmacher jedoch kommt jetzt vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Wissenschaftler befragen regelmäßig Flüchtlinge nach ihrer Lebens- und Berufssituation. In ihrer jüngsten Untersuchung stellen sie fest, dass gute Sprachkenntnisse "ein entscheidender Erfolgsfaktor" bei der Jobsuche sind. Flüchtlinge, die zufriedenstellend oder gut Deutsch sprechen, haben demnach deutlich höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und: Fast die Hälfte der Flüchtlinge verbessert ihre Sprachkenntnisse innerhalb eines Jahres deutlich. Daher erwarten die Wissenschaftler, dass die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt künftig schneller vonstatten gehen wird.

Das sollte nicht nur all’ jenen Ehrenamtlichen Mut machen, die in den vergangenen Jahren Flüchtlinge in Sprachkursen oder bei der Suche nach einem Job betreut haben. Es zeigt generell: Für ehrenamtliche Arbeit ist oft ein langer Atem notwendig. Sie kann auch mal frustrierend sein. Aber es lohnt sich, die Energie dafür aufzubringen. Denn diese Arbeit kann wirklich helfen – daran sollten Ehrenamtliche stets denken, wenn der Frust wieder einmal zu groß zu werden droht.