In einem Fachwerkhaus in Kleinsteinach, erbaut im Jahr 1715, befindet sich auf zwei Etagen die Dauerausstellung zur Geschichte der Juden im Ort. Bernd Brünner ist der Leiter des Arbeitskreises Landjudentum Kleinsteinach. Er führt durch die Ausstellung zusammen mit dem evangelischen Dekan Jürgen Blechschmidt, der von den jüdischen Familien erzählt, die Handwerker und Händler waren und von dem großen Kaufhaus, das es in dem kleinen Ort gab:

"Diese Menschen haben sehr stark das wirtschaftliche und das soziale Leben im Ort geprägt, und es hat auch dazu geführt, dass dieses kleine Dorf in der ganzen Region bekannt war. Es hatte sogar eine zeitlang den Spitznamen  'Klein Paris im Haßgau' bekommen."

Das Zusammenleben von Juden und Christen in Kleinsteinach war über viele Jahrhunderte sehr gut. Juden waren integriert in Vereinen, sangen im Sängerkreis, es gab eine gemeinsame Hebamme für die Frauen, die Männer spielten mit im Fußballclub und die Kinder gingen zusammen in die Schule. Bis zum Jahr 1938. Ab da verbot das NS-Regime den gemeinsamen Schulbesuch und Juden wurden systematisch ausgegrenzt,  verfolgt und ermordet, so Bernd Brünner:

"Die letzten Juden aus Kleinsteinach, das war die Familie Neumann. Sie wurden 1942 deportiert, über Würzburg und sind dann leider in den Gaskammern umgekommen." 

Seitdem gibt es hier in Kleinsteinach keine Juden mehr. Und gerade deshalb ist es Jürgen Blechschmidt und Bernd Brünner ganz besonders wichtig, an die jüdischen Dorfbewohner zu erinnern, die über 500 Jahre das Leben in Kleinsteinach mitgeprägt haben.

 

Die Kameraaufnahmen wurden unter strengen Hygienebedinungen durchgeführt. Eine Führung für Besucher durch das Museum ist aus Sicherheitsgründen erst nach der Coronapandemie wieder möglich. Mehr Informationen unter: www.museum-kleinsteinach.de

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