Ein vom Bundesforschungsministerium unterstütztes Konsortium will passgenauere Angebote zur Therapie von traumatisierten jungen Flüchtlingen etablieren. "Die psychische Belastung bei unbegleiteten jungen Flüchtlingen ist hoch", sagte Rita Rosner, Professorin der beteiligten Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele der zwischen 2015 und 2017 ohne Eltern nach Deutschland gekommenen rund 70.000 Jugendlichen erhielten nicht die passende Psychotherapie. Das gefährde die Chancen auf eine erfolgreiche Integration, sagte die Leiterin des Lehrstuhls für Klinische und Biologische Psychologie.

Zwischen 30 und 50 Prozent der Jugendlichen hätten psychische Probleme, vor allem Posttraumatische Belastungsstörungen, erläuterte Rosner. "Dazu kommen Depressionen und auch Angstzustände." Die Betroffenen zeigten oft ein gestörtes Sozialverhalten, hätten in der Schule Probleme, ließen sich nur schwer in ihr Umfeld integrieren oder griffen zu Drogen.

Wer am Projekt "Better Care" beteiligt ist

Ihre Versorgung sei oft nicht passend. Es gebe keine flächendeckenden Angebote zur Behandlung. "Und es gibt zu viele Barrieren, die den schnellen und effektiven Zugang zu den Therapien verhindern", sagte die Professorin. Deshalb wurde das Verbundkonzept "Better Care" entwickelt, das auch von der Universitätsklinik Ulm, deren Günzburger Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und dem Deutschen Jugendinstitut in München getragen wird.

"Wir haben einen gestuften Ansatz, der auf wissenschaftlich überprüfte Prävention beziehungsweise Intervention setzt", sagte die Expertin. Das sei das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu bestehenden Therapien. "Dazu kommt, dass wir die potenziellen Patienten aktiv aufsuchen, also selbst auf die Einrichtungen der Jugendhilfe zugehen."

Wie "Better Care" funktioniert

Die jugendlichen Flüchtlinge werden zunächst über Online-Fragebögen in zehn Sprachen erfasst. "Tablets werden wie selbstverständlich von den Jugendlichen genutzt. Sie sind weniger fehleranfällig und leicht überall zugänglich." Danach gibt es den Angaben zufolge in der ersten Therapiestufe ein Gruppenprogramm. Es werde durch Jugendhilfemitarbeiter angeleitet, die eng mit Kinder- und Jugendpsychotherapeuten zusammen arbeiteten. Für klinische Fälle gebe es eine spezielle Verhaltenstherapie aus verschiedenen Modulen.

Rosner hofft, dass sich das Konzept bundesweit verbreitet. Sie vermutet, "dass ein solcher Ansatz langfristig kostengünstiger ist, weil wir möglicherweise häufige Psychiatrieaufenthalte verringern können und insgesamt die Behandlungszeit besser nutzen".