Die 60. Aktion "Brot für die Welt" ist bayernweit am ersten Advent im Dekanat Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz) eröffnet worden: Was einst als Hilfe gegen den Hunger in der Welt begann, entwickelte sich zu einer Hilfe zur Selbsthilfe in vielen Teilen der Welt. Erste Not würde gelindert, aber die Menschen würden auch stark gemacht, um sich selbst helfen zu können, sagte Diakoniepräsident Michael Bammessel in seiner Eröffnungsansprache.
Er bezeichnete die Spendenaktion des evangelischen Hilfswerks als "Impulsgeber für einen nachhaltigen und gerechten Lebensstil". Die Weltläden, der Faire Handel oder das Rugmark-Siegel für Teppiche ohne ausbeuterische Kinderarbeit seien aus "Brot für die Welt"-Initiativen entstanden.
Engagement der Zivilgesellschaft
Dies zeige, dass ohne das Engagement der Zivilgesellschaft nachhaltige Entwicklung weltweit nahezu unmöglich sei. "Heldinnen und Helden von Brot für die Welt" seien die Menschen, die sich - oft aus christlichen Motiven - für das Wohl der Gemeinschaft einsetzten. Erst wenn Defizite offen angesprochen würden, könne es auch soziale und ökologische Fortschritte gebe, sagte Bammessel.
Die Aktion "Brot für die Welt" eröffneten die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, Diakoniepräsident Bammessel und Dekan Karlhermann Schötz mit einem Festgottesdienst in der Christuskirche in Sulzbach-Rosenberg. Das diesjährige Motto lautet "Hunger nach Gerechtigkeit".
Regionalbischöfin Breit-Keßler sagte in ihrer Predigt, dass der Hunger nach Gerechtigkeit von jedem Menschen verlange, genau zu überprüfen, "was wir essen, trinken, anziehen". Hunger nach Gerechtigkeit bedeute, sich zu entscheiden "für faire, menschenwürdige Produktionsbedingungen, saubere Lieferketten und angemessene Preise". Nur die, die das täten, seien "echte Helden", sagte sie. Niemand könne als Held bezeichnet werden, der anderen gewaltsam Leid aufbürde, sich davon freikaufe oder sich mäste an der Gunst der Verhältnisse. Die Regionalbischöfin kritisierte eine Sehnsucht nach Superstars und falschen Heldenbildern in der Gesellschaft.
Seit über 40 Jahren engagiert sich das Dekanat Sulzbach-Rosenberg für das Territorium Guarita im Süden Brasiliens. Hier würde die indigene Bevölkerung, die Ureinwohner des Gebietes, mit Hilfen zur Selbsthilfe unterstützt, erklärte Dekan Karlherrmann Schötz. Dabei habe die hohe Kindersterblichkeit in Guarita entscheidend gesenkt werden können. Deshalb stehe das Dekanat heuer im Zentrum der Eröffnungsfeier. Christen seien immer zu beidem aufgefordert, zu beten und Gerechtes zu tun, sagte Schötz und berief sich dabei auf den im KZ ermordeten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer.
Aktion Brot für die Welt
Die Aktion Brot für die Welt setzt sich seit 1959 für die Überwindung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit in der Welt ein. Aktuell arbeitet das evangelische Hilfswerk laut Angaben der Diakonie mit mehr als 1.300 Partnerorganisationen weltweit zusammen und fördert mehr als 1.500 Projekte in 97 Ländern der Welt. Dabei helfe man allen Menschen unabhängig von ihrer Volks- oder Religionszugehörigkeit.
Seit seiner Gründung hat Brot für die Welt rund 2,4 Milliarden Euro an Spenden und Kollekten erhalten, davon stammten 359 Millionen Euro aus Bayern. Das Ergebnis der Aktion im Freistaat belief sich im abgelaufenen Aktionszeitraum auf rund 9,2 Millionen Euro.