Ronja Künkler kommt ungekünstelt, authentisch rüber. Blonde lange Haare, Hornbrille, kariertes Hemd. Gestyltes Äußeres: Fehlanzeige. Dabei ist die 20-jährige Studentin längst keine Unbekannte mehr in der Musikszene. 150 Leute kamen zur ihrem Release-Konzert in die Regensburger Mälzerei. Mehr sind es oft bei den Profis nicht. Beim 58. Munich Song Contest im Oktober 2019 gewann sie sogar den ersten Platz.

Die Vollblutmusikerin will alles sein: nur kein Profi. "Ich könnte mir nicht vorstellen, den ganzen Tag Musik zu machen. Das wäre mir fast schon wieder zu langweilig", sagt Ronja Künkler aus Rothenstadt bei Weiden.

Nun studiert sie Politikwissenschaften und Philosophie an der Universität Regensburg. Und weil Talent viele Möglichkeiten offenlässt, fällt es Künkler schwer, sich festzulegen. Auch davon sprechen ihre Texte, wenn es im Lied "Weinglas" heißt: "Du bist wie ein Chardonnay auf der Suche nach dem passenden Weinglas, suchst den Ort, wo du richtig reinpasst."

Künkler ist eine seismographische Beobachterin des Innenlebens ihrer Generation. Leben als Achtsamkeitsaufgabe. Empathie und Selbstbeobachtung verschwimmen darin, Bewusstheit und Narzissmus können ein und dieselbe seelische Pose sein. Immer aber geht es um eine intensive Begegnung mit sich selbst und den anderen. Im Lied "Panta Rei" erscheint ihr das Leben wie ein Film, nur dass es keine Stopptaste gibt. Zurückspulen, Pause machen, um sich zu erholen, geht nicht. "Und hast du mal nicht aufgepasst, dann hast du die Schlüsselszene verpasst."

In einer Welt, in der die materiellen Bedürfnisse nicht mehr das Problem sind, konzentrieren sich die Lebensentscheidungen junger Leute auf Fragen der Achtsamkeit:

Wie fühlt sich mein Leben an, werde ich noch meinen eigenen Vorstellungen gerecht? Durch Dauerreflexion und Ich-Design wird der Anteil der Natürlichkeit heruntergefahren.

Bis zu dem Punkt, an dem Eifersucht nicht mehr gefühlt wird, wenn man den Laufpass vom Liebsten bekommt, und dieser gerade mit seiner neuen Freundin auf der Party auftaucht, nachzuhören im Lied "Nicht die Bohne". In Text und Melodie eines der stärksten Lieder der CD.

Gesteigert wird dies noch im Lied "Strategie": Wo Verliebtheit, der absolute Kontrollverlust, dadurch verhindert wird, dass man sich einredet, nicht in die Person des Gegenübers, sondern in seine Vorstellung von eigenen Bedürfnissen verliebt zu sein.

Und doch sind es immer wieder die Begegnungen mit Gleichaltrigen, die den höchsten Stellenwert einnehmen, wie in "Menschenbild".

"Du erkennst die Goldfetzen vom großen Glückspaket, vor allem im Kontakt mit Menschen hast du sie erspäht."

Eine gewaltige Sprachkraft steckt in diesen Bildern, die Künkler am Computer akribisch gesammelt und später im Café zu poetischen Lyrics verarbeitet hat, wie sie erzählt.

Künklers Musik swingt zwischen Norah Jones und "Silbermond". Aufgewachsen in einer musikalischen Pfarrersfamilie - Vater Hans-Peter Pauckstadt-Künkler ist bei den "Church Pistols" - hat eine Vielzahl an Instrumenten ihre Liebe zur Musik begründet: Blockflöte, Klavier, Saxofon, Gitarre und zuletzt Gesangsunterricht. "Ich fange manchmal aus dem Nichts heraus an zu singen und zu texten, wenn mich etwas bewegt." "Gartenparty" ist ein Ritt durch die Gefühlswelt der Millennials. Hörenswert. Die CD gibt es auch bei Spotify zum Herunterladen.