1963 war die Heilig-Geist-Kirche mit Gemeindezentrum mit Saal, Jugendräumen und Wohnungen für Hauptamtliche eingeweiht worden. Der Komplex wurde bis 2013 zum modernen Kirchenzentrum umgebaut, in dem es nun unter einem Dach nahezu alles gibt.

Auch einen Gemeinschaftsraum mit modernen Küche, in der bei unserem Besuch Graupensuppe gekocht wird: Gerste und Gerstengraupen als Einlage, dazu gibt’s Gemüse in klarer Brühe. Eine gute und günstige Spezialität, die Michael Hochstädter, Dekan im Ruhestand, seit seiner Kindheit kennt und daher heute kredenzt. Seit er vor acht Jahren das Amtskreuz abgenommen hat, steht er in der Heilig-Geist-Gemeinde jeden Dienstag am Herd. Damit gibt es das Stadtteilessen schon weitaus länger als so manch andere Gemeindetafel. Im Schnitt sind es 80 Besucher auf der Fürther Hardhöhe. Und die sollen alle satt werden.

Zeit fürs "Schorschla" in der Heilig-Geist-Kirche Fürth

"Des Schorschla", wie der gut gelaunte Rentner am Tisch sich nennt, ist jedenfalls zufrieden. Noch mit vollen Backen erklärt er seiner Nachbarin, dass draußen seine "Susi" steht, die sich allerdings als sein Moped, und nicht als seine Freundin entpuppt. Die Frau ihm gegenüber hat jedoch gerade andere Sorgen und schaut ratlos, als Miriam Greiner, Mitarbeiterin der Diakonie Fürth glücklicherweise auf sie zukommt und ihr einen Zettel mit der Telefonnummer eines Ansprechpartners bei einer Sozialberatungsstelle zusteckt. "Tragt euch noch für die Weihnachtsfeier ein", ruft die Sozialpädagogin der Tischgesellschaft zu.

Jetzt kann der fröhliche Plausch beim Essen weitergehen, und "Schorschla" macht schon wieder seine Witze, wenn er sich als "Opa-Bürgermeister von Fürth" einem jungen Mädchen vorstellt.

"Das geht hier seit vielen Jahren schon so zwanglos zu. Die Menschen kommen im Kirchenraum zusammen, knüpfen neue Freundschaften, pflegen die alten", sagt Miriam Greiner. Wenn demnächst die Stadt Fürth in das bislang von Kirchengemeinde und Diakonie getragene "Geh Hin"-Projekt auch noch finanziell miteinsteigt, wird sie die Koordinatorin sein. "Wir wollen die Leute nicht nur satt kriegen, sondern ihnen ein Stadtteil-Gefühl vermitteln."

Stadtteilarbeit: Fahrräder werden repariert

Es ist ein Mikrokosmos, der sich hier jeden Dienstag ab 10 Uhr zwanglos trifft. Zuerst wird geplaudert, ab 11 Uhr gegessen, gegen 13 Uhr können die Gäste dann ihre Drahtesel zur kostenlosen Fahrradwerkstatt bringen. Rund 5.000 Euro im Jahr sind nötig, um die rund 45 Mittagstische (im August ist geschlossen) zu finanzieren.

Dazu braucht es nicht nur das ehrenamtliche Engagement des runden Dutzends an Helfern, sondern auch eine gewissenhafte Planung. "Wir geben im Durchschnitt zwischen 80 und 100 Euro pro Essen aus", sagt Günter Düthorn, der jede Woche den Einkauf tätigt. Dabei achtet er auf regionale und saisonale Produkte und die aktuellen Angebote. Einmal gab es Matjes-Filet mit Schmand. "Da haben wir unser Budget etwas ausgereizt", gibt Düthorn zu. Darum muss es eben auch mal die Graupensuppe sein.

Aber kommende Woche wirft der leidenschaftliche Koch Hochstädter seinen Herd dann wieder für eine echte Leckerei an. Dann gibt es Hähnchen-Curry. "Lecker!", freut sich das "Schorschla" – und braust auf seiner "Susi" davon. Bis nächsten Dienstag!