Trotz Erkältungszeit und immer knapper werdender Freizeit vieler Menschen sehen die bayerischen Tafeln den Betrieb ihrer Ausgabestellen nicht gefährdet. Dass wegen Engpässen bei den Ehrenamtlichen eine Essensausgabe mal geschlossen bleiben muss, könne zwar vorkommen, erklärt der Vorsitzende der Tafel Bayern, Reiner Haupka, auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd). Das sei aber weder ein neues Phänomen, noch komme es besonders häufig vor.

Diese Woche musste eine Tafel im niedersächsischen Osterode ihren Betrieb erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 2005 für eine Woche unterbrechen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätten die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht und krankheitsbedingte Ausfälle die Situation verschärft, hieß es. Auch in Flensburg, Unna und Thüringen ist die Situation angespannt. Laut Sprecherin Johanna Matuzak vom Dachverband der deutschen Tafeln fehlen vielerorts Ehrenamtliche, "insbesondere jüngere". Die Freiwilligen machen im Schnitt 90 Prozent der Mitarbeiter aus. Die bundesweit 940 Tafeln unterstützen nach eigenen Angaben bis zu 1,5 Millionen bedürftige Menschen.

Tafeln würden vor allem getragen von einer alternden Gesellschaft, in der die Helfer im Schnitt über 70 Jahre alt sind, sagt Haupka. Da sei es ganz normal, dass diese ehrenamtlich engagierten Rentner öfter auch mal ausfielen, etwa wegen gesundheitlicher Probleme. "Sie helfen gerne, wenn sie Zeit haben und es ihnen möglich ist, aber das kann nun mal nicht immer sichergestellt werden", betont der Vorsitzende: "Uns gibt es jetzt seit 25 Jahren, und es sind immer dieselben Probleme: Mal sind die Lebensmittel knapp, mal das Personal."

"Mal sind die Lebensmittel knapp, mal das Personal"

Die personelle Lage der Tafeln sei heute nicht anders als früher, sagt auch Angela Zacher von der Münchner Tafel. Der unabhängige Verein versorgt im Stadtgebiet mit der Hilfe von 650 Ehrenamtlichen in 27 Ausgabestellen etwa 20.000 Bedürftige mit Lebensmitteln. "Seit unserer Gründung vor 25 Jahren konnte unsere Ausgabe immer stattfinden", sagt Zacher, stolz darauf, dass es dort über die Jahre hinweg nie zu einer Schließung kommen musste. Das A und O gegen Personalmangel sei ein intensives Bemühen um die eigenen Ehrenamtlichen.

"Wir machen viel in den sozialen Medien, werben in Firmen oder bei Ehrenamtsmessen und bedanken uns regelmäßig mit kleinen Aufmerksamkeiten, Festen oder Treffen bei unseren Helfern", erklärt Zacher. Auch seien die Helfer gut gemischt: Der Großteil sei zwar schon in Rente, aber auch Studenten oder Menschen im Berufsleben nähmen sich regelmäßig im Schnitt einen halben Tag Zeit, um Bedürftigen zu kostenlosen Lebensmitteln zu verhelfen. Um das Ehrenamt attraktiver zu machen, fordert der Tafel-Verband zusätzliche Rentenpunkte für Menschen, die sich jahrelang freiwillig engagiert haben.

Viele bayerische Tafeln können nicht über Personalnot klagen

Auch Ingrid Heinritzi-Martin, Vorsitzende von der Tafel Bayreuth in Oberfranken, kann nicht über Personalnot klagen. "Uns gibt es seit 2004, und wir mussten noch nie wegen Personalmangel schließen", erzählt sie. Neben Rentnern seien auch bei ihr ein großer Teil ihrer 140 Helfer Studenten, Schüler, Firmlinge oder Berufstätige. Und wenn es bisher wegen Urlaubszeit oder Grippewellen zu Personalmangel gekommen sei, habe noch immer Mundpropaganda oder ein Aufruf in der Zeitung das Problem lösen können.