"Ja, ich will. Aber bitte ökologisch korrekt." - Vielen jungen Paaren ist es wichtig, auch bei ihrer Hochzeitsfeier auf Umweltschutz zu achten. "Green Wedding" heißt das Konzept und stammt aus den USA. Ob Brautkleider aus fair gehandelter ökologischer Seide, pestizidfreie Blumen der Saison oder Festmenüs aus regionalen Bio-Lebensmitteln: "Auch in Deutschland legen Brautpaare bei den Vorbereitungen zu ihrer Trauung verstärkt Wert auf Nachhaltigkeit", sagt Kerrin Wiesener, die sich in München als Hochzeitsplanerin auf "grüne Hochzeiten" spezialisiert hat.

Dabei gehe es aber nicht um "Müslitorte, Jutekleid oder eine Braut, die auf Birkenstocksandalen zum Altar schlappt". Ziel sei der bewusste Umgang mit Ressourcen und die Reduzierung von CO2. Recyclingpapier bei den Einladungen, beschriebene Steine als Tischkarten oder eine Schiefertafel anstatt der Menükarten: "Jede grüne Entscheidung macht schon etwas aus", sagt Wiesener.

Green Wedding: Zentrale Location entscheidend

Ihre Kunden seien meist über 30 Jahre alt, kämen aus dem urbanen Umfeld und pflegten eine umweltbewusste und individuelle Lebensart. Soziologen und Trendforscher haben für diese Klientel schon vor Jahren den Begriff "Lohas" (Lifestyles of Health and Sustainability) geprägt, worunter sie eine Ausrichtung des Lebensstils auf Nachhaltigkeit und Gesundheit verstehen.

Auch Adi Pietsch (39) und Myong Oh (30) aus dem Frankfurter Stadtteil Bornheim haben sich für eine "Green Wedding" entschieden. Diesen Sommer wollen sie mit rund 30 Gästen in einem großen Garten im Elsass heiraten. "Statt Einladungskarten haben wir eine eigene Webseite gestaltet, über die wir unsere Gäste miteinander vernetzen und zu Mitfahrgemeinschaften motivieren wollen", sagt Pietsch. Das Catering werde von einem lokal ansässigen Biobauern übernommen. Auch im Alltag verzichtet das Paar auf ein Auto, nutzt Car-Sharing-Angebote und isst Bio-Fleisch. "Wir heiraten grün aus Überzeugung, es passt zu uns und unserer Lebensweise", sagt Myong Oh.

Kurze Wege seien empfehlenswert, empfiehlt Hochzeitsplanerin Friederike John, die mit Kerrin Wiesener zusammenarbeitet: Zeremonie, Fest und Übernachtung sollten an einem Ort stattfinden. Grüne Hochzeiten seien darum nicht zwangsläufig idyllische Landhochzeiten, "womöglich auf der Wiese mit Heizpilzen, wohin Hochzeitgesellschaft, Essen, Öfen, Geschirr, Stühle und Partyzelt transportiert werden müssen." Viel umwelftfreundlicher: Feste im Stadtzentrum, zu denen die Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrad anreisen können.

100 Vorschläge für umweltfreundliche Hochzeiten

"Grün ist das neue Weiß", formuliert auch die Münchner Autorin Bettina Pyczak, die einen Ratgeber mit 100 Vorschlägen für umweltfreundliche Hochzeiten herausgegeben hat. Unter www.emas-register.de seien etwa für die Feier Hotels zu finden, die Umweltmanagement groß schreiben.

Pyczak empfiehlt außerdem Trauringe aus altem Erbschmuck oder Fair-Trade-Gold. Für die Blumendekoration setzt sie auf saisonale Freiland-Schnittblumen von regionalen Gärtnern und Pflanzen mit dem FLP-Label, das für Umwelt-und Sozialsstandards steht.

Auch Katrin und Ralph Leßmeister aus Bamberg haben im vergangenen Sommer eine "grüne Hochzeit" gefeiert. "Den Tischschmuck habe ich selber gebastelt, meine Handtasche und meine Schuhe gebraucht bei Ebay ersteigert", sagt Katrin Leßmeister, 31 Jahre. Ein Hochzeitsauto gab es nicht, dafür einen Spaziergang im Park.

Statussymbole haben sich verändert

"Status und Prestige werden heute anders definiert als noch vor 50 Jahren", sagt Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts im hessischen Kelkheim. Es gehe nicht mehr darum, "Reichtum in Form einer Steigerungslogik" zu demonstrieren. Statt der opulenten Heirat im Schloss bevorzugten Paare eher intime Orte, wie einen schönen Garten oder einen Hinterhof.

Aber der Spaß darf auch bei einer umweltbewussten Hochzeit nicht verloren gehen, warnt John: "Wir sind ja nicht die Hochzeitspolizei." Keiner solle auf eine Band verzichten, um Strom zu sparen, oder sich schlecht fühlen, "nur weil er die 20 Meter von der Kirche zum Gasthof mit dem Oldtimer fahren möchte".

Mehr Menschen wollen Nachhaltigkeit

Ökologisch verantwortlicher Konsum im Kleinen würde oft vorschnell als lächerlich abgetan, sagt Peter Parwan, der seit 2006 die Internetplattform www.lohas.de betreibt. "Schnell heißt es, das machen doch nur die Gutbetuchten, um ihr schlechtes Gewissen zur beruhigen". Doch immer mehr Menschen suchten nach neuen Werten, Entschleunigung, Nachhaltigkeit.

"Was eben noch als Konzept einer Subkultur begonnen hat, kann sich schnell zum Mainstream entwickeln", sagt Parwan. Bleibt abzuwarten, ob auch in Großbritannien Prinz William, dessen Vater Charles als Verfechter des ökologischen Landbaus gilt, am 29. April bei seiner Heirat mit Kate Middleton ökologische Akzente setzt.