"Der Alten Krone sind Kindeskinder, und der Kinder Ehre sind ihre Väter."

Nachkommen sind ein Segen oder auch die "Krone" des Lebens. Deshalb haben die frommen Männer in frühen biblischen Zeiten oft viele Kinder und auch Enkel. Zum Beispiel Hiob. Nachdem er seine furchtbare Prüfungszeit hinter sich hat, steht seine restliche Lebenszeit ganz im Zeichen der Fruchtbarkeit. Er kann sich sogar noch über Ur-Ur-Ur-Enkel freuen. Was nicht schwer ist bei einem Alter von über 140 Jahren. Dasselbe wünscht übrigens Tobit allen Vätern: "Gott gebe, dass ihr eure Kinder und eure Kindeskinder seht bis ins dritte und vierte Glied; und eure Nachkommen seien gesegnet vom Gott Israels, der in Ewigkeit herrscht und regiert!" Der Psalmist sagt in einem Gebet, was sich fromme Großeltern wünschen: "Kindeskinder werden deine Werke preisen und deine gewaltigen Taten verkündigen." Diesen Gedanken nimmt Jesu Mutter Maria in ihrem Lobgesang auf: "Von nun an werden mich seligpreisen alle Kindeskinder." (Hiob 42, 16, Psalm 145, 4, Sprüche 17, 6, Tobit 9, 11, Lukas 1, 48)

"So hat mein Großvater Jesus mit besonderem Fleiß das Gesetz, die Propheten und die andern Bücher unserer Väter gelesen."

Jesus Sirach verfasste eine heute zu den alttestamentlichen Apokryphen gezählte Weisheitsschrift. Von seinem Enkel wurde das Buch später ins Griechische übersetzt, er schreibt im Vorwort (Kapitel 0!), sein Großvater habe sich mit den heiligen Schriften "ein reiches Wissen erworben und es unternommen, auch etwas von rechtem und weisem Leben zu schreiben". (Sirach 0,3)

"Der hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eseln ritten."

Vierzig Kinder am Frühstückstisch, noch dazu eigene? Ganz so wird es Abdon nicht gegangen sein. Der "Richter" - so bezeichnet die Bibel die Anführer des altisraelitischen Stammesverbands - wird viel umhergezogen sein und mal hier, mal dort seine Zeugungskraft unter Beweis gestellt haben. Sodass er am Ende Vater von vierzig Kindern und Großvater von dreißig Enkelkindern war. Allesamt ritten sie einmal auf siebzig Eseln - was nach einer Parade klingt. Übrigens: Von den Müttern berichtet die Bibel bezeichnenderweise nicht - was wieder mal beweist, dass sie von Männern geschrieben wurde. (Richter 12, 12ff)

"Auch hatte Jonatan, der Sohn Sauls, einen Sohn, der war lahm an beiden Füßen."

Ein Fünfjähriger wird König? In biblischen Zeiten war das möglich. Dem Knaben Mefi-Boschet (auch Merib-Baal genannt) wäre es fast passiert. Als er fünf Jahre alt war, starben zeitgleich sein Vater Jonatan und sein Großvater Saul in einer Schlacht. Die Nachricht versetzte seine Amme so sehr in Schreck, dass sie Mefi-Boschet vom Arm fallen ließ. Fortan war er "lahm". Eigentlich hätte ihm trotzdem der Thron zugestanden, doch gab es einige Neider. Also floh die Amme mit dem Kleinen. Erst Jahre später, als David König ist, darf er in den Palast kommen und erhält ein Teil seines Erbes. (2. Samuel 4ff)

"Lehrt eure Kinder Gerechtigkeit üben und Almosen geben, Gott vor Augen haben und ihn allezeit preisen in Wahrheit und mit aller Kraft!"

Als der alte gottesfürchtige Tobias seinen Tod nahen spürte, rief er seinen gleichnamigen Sohn und dessen sieben Söhne an sein Bett. Zwei Dinge wollte er seinen Enkeln und deren Vater mitteilen. Zum einen, dass das große feindliche Reich Ninive "an seiner Bosheit" zugrunde gehen werde und alle gläubigen Israeliten wieder in ihr Heimatland zurückkehren werden, so wie Gott es verheißen hatte. Und dann gibt er seinem Sohn einen väterlichen Rat: Er möge die sieben Enkel fromm erziehen und ihnen die Werte des mosaischen Gesetzes vermitteln. (Tobit 14, 1-13)

"Nicht so, mein Vater, dieser ist der Erstgeborene; lege deine rechte Hand auf sein Haupt."

Als Großvater bewahrte sich Jakob seinen eigenen Kopf. Alt und zerbrechlich, fast schon blind, sollte er seine Enkel Efraim und Manasse segnen, so wollte es deren Vater, Jakobs Sohn Josef. Also saßen drei Generationen am Bett Jakobs. Als der greise Stammvater zum Segen ansetzt, überkreuzt er überraschenderweise die Hände. Damit verweigert er seinem Enkel Manasse den ihm zustehenden Erstgeburtssegen, spricht ihn stattdessen dem Jüngeren Efraim zu. Josef, dem das nicht gefiel, wollte seinen Vater dazu bringen, Manasse als dem Erstgeborenen die rechte Hand aufzulegen. Doch Jakob blieb bei seiner Wahl, da, wie er sagte, der Jüngere bedeutender werden würde als der Ältere. (1. Mose 48)

"Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so sollen diese lernen, zuerst im eigenen Hause fromm zu leben und sich den Eltern dankbar zu erweisen; denn das ist wohlgefällig vor Gott."

Die ersten Christen gingen davon aus, dass Jesus bald wiederkommen und die Welt richten werde. Als sich diese Erwartung nicht erfüllte, standen sie vor der Herausforderung, ein einträchtiges Zusammenleben in den ersten Gemeinden zu gestalten. In dieser Zeit entstanden die sogenannten Haustafeln, in denen sich viele konkrete Lebensanweisungen finden. Viele Konfliktherde werden in den jüngeren Schriften des Neuen Testaments bedacht. Das Zusammenleben von Enkeln und ihren verwitweten Großmüttern war offensichtlich einer davon. Nach dem Tod des Großvaters fehlte einigen Nachkommen offensichtlich der Respekt vor der Oma. Deshalb mahnt sie der erste Timotheusbrief zu Frömmigkeit und Dankbarkeit. (1. Timotheus 5, 4)