Sucht kennt kein Alter. Darum geht es bei der diesjährigen Herbstsammlung des Wohlfahrtsverbandes. Von 14. bis 20. Oktober sammelt die Diakonie - Geld und Spenden sollen in Projekte fließen, die vor allem der Suchtkrankenhilfe zugutekommen. 

Andrea aus der Oberpfalz hat es geschafft, von ihrer Sucht loszukommen. Sie hatte jahrelang zuviel Alkohol konsumiert. Zunächst nur am Wochenende, irgendwann auch unter der Woche.

"Der Führerscheinentzug war das i-Tüpfelchen. Es hat etwas passieren müssen, dass ich den Schalter umlege." 

Nachdem sie betrunken am Steuer erwischt worden war, hat sie den Führerschein verloren. Anstatt sich aus Frust darüber zu betrinken, traf sie eine Entscheidung: Den Alkohol komplett aus ihrem Leben zu verbannen. Seitdem ist sie trocken. Nicht nur ihr starker Wille, auch die Suchtkrankenhilfe des Diakonischen Werkes Bayern haben ihr dabei geholfen: "Erstens die Gespräche in der Gruppe, vor allem in der Führerscheingruppe und dann auch, dass ich beim ersten Versuch meinen  Führerschein wieder bekommen habe, weil die Vorbereitung darauf so gut war."

Mittlerweile arbeitet Andrea auch ein paar Stunden pro Woche als Genesungsbegleiterin bei der Diakonie. Sie ist bei Gruppengesprächen dabei, um anderen Süchtigen Mut zu machen, den Schritt aus der Sucht zu tun und informiert Angehörige über die Krankheit aus der Sicht einer trockenen Alkoholikerin. Andrea hat den Absprung geschafft: " Ich habe in den letzten Jahren schwere Phasen durchgemacht. Ich habe Stück für Stück versucht, mein Leben zu ändern, dass es wieder Spaß macht und im Moment fühle ich mich sehr wohl." Ganz ohne Alkohol.

Diakonie Bayern: Sucht im Alter wird tabuisiert

Die Vorständin der Diakonie Bayern, Sandra Schuhmann, sagt, die Gesellschaft müsse sensibler für die Zusammenhänge zwischen Sucht und Alter werden. Auch in den Gesundheits- und Sozialberufen müsse der Umgang mit Sucht im Alter besser gelernt wird.

Die wenigsten professionellen Kräfte wüssten, was sie tun sollen, wenn eine betreute Person suchtgefährdet oder süchtig ist, erklärt Schuhmann. Sie weist auch auf die Probleme hin, die die gemeinsame Einnahme von Medikamenten und Alkohol verursachen könne. Schuhmann bedauert, dass es bundesweit keine spezielle Studie über die Alkoholabhängigkeit von Menschen ab 65 Jahren gebe. Man stelle aber fest, dass Alkoholabhängige rund 15 Jahre früher als der Durchschnitt in Seniorenheime einzögen.

Einer Studie zufolge haben 14 Prozent aller Pflegebedürftigen eine Suchtproblematik.

Dies entspreche etwa 500.000 Betroffenen in ganz Deutschland. Nach Erfahrungen der Suchtberatungen ließen sich aber auch mit älteren Klienten gute Erfolge erzielen, ergänzt der Sprecher der Diakonie, Daniel Wagner.

Wolfgang Brockhaus, Leiter des Seniorenheims Adolf-Hamburger-Haus in Nürnberg, berichtet, dass seine Einrichtung an einem Programm teilgenommen habe, bei dem der Umgang mit suchtgefährdeten alten Menschen in Senioreneinrichtungen eingeübt wird. "Heute wird bei uns offen darüber geredet, wenn ein Bewohner trinkt und deshalb häufiger stürzt", sagt er. So könne auch mit den Betroffenen gemeinsam bessere Maßnahmen gegen die Sucht ergriffen werden.