Seit zwei Wochen drehten sich die Beratergespräche mit den Jugendlichen hauptsächlich um das Coronavirus. Das Besondere an der Hotline "Hoffnungsfunken": Hier sprechen immer samstags ehrenamtliche Jugendliche (16 bis 21 Jahre) mit anderen Jugendlichen und werden um Rat gefragt.

Frau Guppenberger, was beschäftigt die anrufenden Jugendlichen in der Corona-Krise am meisten?

Guppenberger: Im Hinblick auf Corona haben wir momentan drei verschiedene Gruppen von Anrufern. Das sind zum einen Jugendliche, die sich langweilen und nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit und sich selbst anfangen sollen.

Ihnen fehlen die Strategien, wie sie mit der Corona-Auszeit umgehen sollen, und fragen dann uns um Rat. Zum anderen haben wir aber auch Härtefälle, die uns von einem sexuellen Missbrauch in ihrer Familie erzählen. An den vergangenen zwei Samstagen hatten wir drei solche Fälle, das ist viel mehr als sonst. Im Schnitt kommt so etwas höchstens einmal im Monat vor.

Welche Hilfen bieten die jugendlichen Berater in solchen Fällen an?

Guppenberger: Wir reden mit den Jugendlichen und lassen sie so viel wie möglich von sich selbst erzählen. Dabei fällt auf, dass sie oft selbst nicht wissen, was da falsch läuft. Zum Beispiel wurde eine unserer Beraterin von einem Jugendlichen gefragt, ob es in Ordnung sei, wenn er mit seiner Mutter schlafen muss. Wir erklären ihm dann, dass die Mama kein Sexualpartner sein sollte.

Oft ist es den Söhnen gar nicht bewusst, dass das falsch ist. Bei den Töchtern ist das seltener der Fall, die wissen, dass es sich um sexuellen Missbrauch handelt, haben aber Angst vor dem Papa, oder kommen aus der Situation nicht heraus, weil der Vater oder ein anderes Familienmitglied Macht und Druck ausüben. Wir verweisen in solch dringenden Fällen an die örtlichen Beratungsstellen, wo man sich Hilfe holen kann.

Sie sprechen noch von einer dritten Gruppe, die jetzt verstärkt anruft?

Guppenberger: Unsere jugendlichen Berater erzählen, dass jetzt vermehrt Jugendliche anrufen, die psychische Probleme haben und mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen, weil die Routinen, der Job, die Freunde und auch die Therapiestunden wegbrechen.

Aber außerhalb von Corona haben wir auch noch Jugendliche, die uns bei normalen Themen wie Liebeskummer oder Problemen im Freundeskreis anrufen.