Das bringe sie "an die Grenze des Leistbaren", erklärt ihr Leiter Werner Jungesblut im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.

In der Zeit vor den Corona-Ausgangsbeschränkungen seien manchmal 25 Leute am Tag gekommen, sagt der Sozialpädagoge. Wegschicken könne man keinen, denn die Berater der Zentralstelle seien für viele Klienten "der einzige normale Kontakt, den sie haben". Große psychische Belastungen und eine lange Zeit der Obdachlosigkeit "hat diese Leute mürbegemacht hat und das macht uns auch manchmal mürbe".

Obdachlosigkeit

80 Prozent der Klienten im sogenannten Übergangsmanagement seien obdachlos, berichtet Jungesblut. Viele von ihnen gingen schon sehr lange in Obdachpensionen oder in eine der Notschlafstellen. "Nur wenige kommen bei Freunden unter, aber das geht in der Regel nicht lange gut." Die ZfS habe keine Möglichkeit, Obdachlosigkeit zu beseitigen, "Vermieter, die uns Wohnungen anbieten, gibt es nicht". Die Zentralstelle ist aber Postadresse für bis zu 100 Strafentlassene, die ohne Adresse keine Leistungen des Jobcenters erhalten könnten. "So können wir mit den Leuten im Blick haben, was zu tun ist, wenn beispielsweise ein Brief vom Jobcenter da ist".

Bei einem "Otto-Normal-Klienten" gehe es darum, die Existenz zu sichern, Anträge zu stellen oder Unterlagen zu besorgen. Schwierigkeiten beschreibt Jungesblut mit dem Nürnberger Ausländeramt. 20 bis 30 Prozent der Ratsuchenden seien Ausländer. Wenn sie keinen Aufenthaltstitel besäßen, würden sie auch keine Leistungen beziehen. "Da geht es um Existenzsicherung, aber es passiert einfach nichts", kritisiert der Leiter der ZfS das Ausländeramt.

Viele Klienten befinden sich in Teufelskreis

Im letzten Jahr hätten er und seine Kolleginnen 37.000 Euro verwendet, um Notlagen zu überbrücken, die aus solchen Problemen entstünden, sagt Jungesblut. Aus den staatlichen Zuschussmitteln gebe er einem Klienten in der Regel 10 oder 20 Euro für ein oder zwei Tage, "und dann wieder, wenn immer noch nichts geklärt ist".

Viele der ZfS-Klienten befinden sich in einem Teufelskreis, beschreibt Jungesblut die Lage. Die Polizei bemühe sich, die Obdachlosen und Drogenabhängigen vom Bahnhof zu vertreiben, spreche Hausverbote aus. Die Männer würden dagegen wieder verstoßen und als Vorbestrafte gleich wieder für zwei, drei Monate in Haft kommen. Die Mehrzahl der Strafentlassenen sei suchtabhängig und Entgiftungsplätze seien schwer zu bekommen, beschreibt Jungesblut ein weiteres Dilemma. "Aber die Leute haben kein Ziel und keine Chance und fragen sich, wofür sie drogenfrei leben sollen".

Von wenigen Klienten hört Jungesblut, dass sie es geschafft haben, diesem Wechselspiel zu entkommen. Aber er denkt gern an einen Mann, der seit dem Ende der 1990-er Jahre zehn Jahre immer wieder kam und dreimal jährlich in Haft war. "Irgendwann wusste er, es muss sich etwas ändern". Der Mann habe eine Therapie gegen seine Alkoholsucht gemacht und lebe seither in Nürnberg in einer betreuten Einrichtung. Jungesblut trifft ihn ab und an auf der Straße, erzählt er.